//Tesla – der etwas andere Elektrofahrzeughersteller auf dem deutschen Markt

Tesla – der etwas andere Elektrofahrzeughersteller auf dem deutschen Markt

Im Stuttgarter Vorort Weilimdorf liegt der Tesla-Service-Stützpunkt für Baden-Württemberg. VdM-Mitglieder aus dem Regionalkreis Südwest informierten sich dort zusammen mit MPC-Kollegen Anfang November über Technik, Zuverlässigkeit und Reichweite der Elektrofahrzeuge und die Verkaufsstrategie des US-amerikanischen Herstellers.

Auf dem Heimweg vom VdM-Termin gab es dann an einer Ampel im nächtlich-ruhigen Stuttgart-Feuerbach noch eine Demonstration der schieren Kraft, die der Elektromotor des Tesla Model X zu entfalten vermag. Als die Ampel auf Grün sprang, schoss der rund 2,5 Tonnen schwere SUV nach vorn und war bereits drei Autolängen voraus, als ich mit meinen mit 170 PS auch nicht gerade untermotorisierten Diesel eben mal angerollt war. Zuvor hatte Helmar Hettich, Service Manager Stuttgart von Tesla, berichtet, dass der aktuell stärkste Tesla, das Model S P100D, in 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und selbst der langsamste den Sprint in 4.4 Sekunden schafft. Offenbar realistische Werte, auch wenn der Tesla in Feuerbach die 100 km/h natürlich nicht erreichte, sondern brav bis zur nächsten Ampel ausrollte.

Das Kraftfahrtbundesamt zählte zum 1. Januar 2017 insgesamt 4.358 Tesla auf deutschen Straßen. Diese inzwischen „einige Tausend“ Fahrzeuge werden von Service-Stützpunkten in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Nürnberg, München und eben in Stuttgart-Weilimdorf aus betreut. In bester Stuttgarter City-Lage hat Tesla seit diesem Sommer einen schicken Verkaufsraum. In Weilimdorf, dem Service Stützpunkt, geht es sachlicher zu. An einem Chassis-Modell erläuterten Service Manager Helmar Hettich und Store Manager Moritz Lehner zunächst die Technik des Tesla und beantworteten die Fragen der VdM- und MPC-Kollegen. Der gesamte Unterboden zwischen Vorder- und Hinterachse wird durch die rund 800 Kilogramm schwere Batterie ausgefüllt. Dadurch hat der Tesla nicht nur einen extrem niedrigen Schwerpunkt, sondern ist in diesem Bereich auch sehr fest und stabil. Aber wie gefährlich ist die große Batterie im Falle eines Unfalls? Die Batterie sei sehr gut geschützt, erklärte Helmar Hettich „Wenn es infolge eines schweren Unfalls doch zu einem Kurzschluss kommt, setzt ein thermischer Prozess ein, der schließlich dazu führt, dass das Fahrzeug abbrennen kann.“ Das geschehe aber nicht explosionsartig, sondern sehr langsam.

Geliefert werden das Tesla Model S und der SUV Model X wahlweise mit einer 75 kWh oder einer 100 kWh starken Batterie. Bei normaler Fahrweise ( d.h. Energieverbrauch von 185 – 200 Wh/km ) kann das Model S mit 75kWh Batterie eine Reichweite von 350 bis über 400 Kilometern erreichen. Die kleinere Batterie wurde vor kurzem noch, um den Kaufpreis zu reduzieren, als 60kWh oder 70 kWh Variante angeboten. Per Software-Update ließ sich die Drosselung der Batterieleistung später jederzeit wieder aufheben. Als in den USA der Orkan Harvey jüngst aufzog, spendierte Tesla den Kunden von Fahrzeugen mit gedrosselter Leistung das Update kostenlos, damit sie sich mit ausreichender Reichweite in Sicherheit bringen konnten. Eine Zusatzheizung sorgt dafür, dass die Batterie auch bei kühler Witterung auf die nötige Betriebstemperatur kommt, denn erst dann erreicht der Tesla seine volle Leistung.

Geladen werden kann der Tesla in der heimischen Garage an einer normalen Steckdose ( 230V / 13A – Einphasig ). Das kann je nach Ladezustand der Batterie 20 bis 24 Stunden dauern. Rascher geht es mit einem Starkstromanschluss ( 400V / 16A oder 32A ). Noch kürzer ist die Ladezeit an einer der Schnellladestation des weltweiten Super Charger Netzwerks. Nach 30 Minuten ist die Batterie hier bereits wieder bis zu 80 Prozent geladen. Das Tesla-Navi kennt alle Super Charger Tankstellen und weiß auch, ob dort aktuell noch freie Ladeplätze zur Verfügung stehen. Über die Lebensdauer der Batterie kann Helmar Hettich keine Aussagen machen. Tesla gewährt eine Garantie von 8 Jahren auf die Batterie und die Antriebseinheit unabhängig von der gefahrenen Kilometerleistung. Ein Austausch sei aber relativ schnell möglich, da die Batterie unter anderem mit Schnellverschlüssen mit den Fahrzeugkomponenten verbunden ist.

Ein Tesla wird übrigens „wartungsfrei“ verkauft, erfuhren die VdM- und MPC-Journalisten außerdem. Der Hersteller empfiehlt allerdings, einmal pro Jahr oder alle 20.000 Kilometer zum Service zu kommen. „Einfluss auf die Garantie hat das aber nicht.“ Abgesehen vom Getriebeöl, das alle 60.000 Kilometer gewechselt werden sollte, gibt es keinen Ölwechsel und auch die Bremsscheiben und Beläge verschleißen weniger stark, weil die Elektrofahrzeuge zum Teil per Rekuperation bremsen. Entsprechend roch es in der Tesla-Werkstatt, die ebenfalls besichtigt wurde, weder nach Öl noch nach Abgas, wie in Kfz-Werkstätten sonst üblich.

Auch das Tesla Model 3, das den Massenmarkt erobern soll, wirft in Stuttgart seine Schatten voraus. Die hiesige Tesla-Niederlassung hat bereits eine ganz Reihe von Reservierungen. 1.000 Euro sind dafür fällig. Eine verbindliche Bestellung ist das aber noch nicht. Wann die Interessenten aus dem Raum Stuttgart ihren Tesla 3 konfigurieren und dann auch bestellen können, ist noch nicht klar. Auch der Preis steht noch nicht fest. Nur soviel: In den USA soll der kleine Tesla ab 35.000 $ netto kosten.

Zum Ende der Führung durch den Tesla Service-Stützpunkt stand schließlich ein Model X für eine sehr spezielle Show-Einlage bereit. Zu fetziger Musik aus den Lautsprechern setzte der Tesla eine imposante Lichtshow mit Scheinwerfern, Blinkern und Rücklichtern in Gang, die der Lichtorgel mancher Diskothek in nichts nachstand, während die hinteren Flügeltüren des Model X dazu Ballett tanzten. „Bei einer Präsentation oder einer Hochzeitsfeier haben Sie damit immer einen Riesenerfolg“, kommentierte Tesla-Mann Hettich die Show-Programmierung des Tesla.

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