Ein roter ONS-Porsche 914/6 GT aus dem Jahr 1971 wurde von der renommierten Recaro Holding in mühevoller Kleinarbeit restauriert, um seine Geschichte bei unterschiedlichen Veranstaltungen erzählen zu können.
Der legendäre 914er Porsche stammte aus einer auf lediglich zwölf Exemplare limitierten Kleinserie, die das Haus Porsche als 914/6 GT-Werkswagen aufbaute. Bei diesen Exemplaren wurde zusätzlich das Gewicht reduziert und karosserieseitig verschiedene Verstärkungen eingebracht. Mit drei dieser Boliden nahm Porsche 1971 an der Rallye Monte Carlo teil. Am Start für die Schwaben waren die Teams Gérard Larrousse/Jean Claude Perramond, Åke Andersson/Bo Thorszelius und Björn Waldegaard/Hans Thorszelius. Während zwei Werkswagen ausfielen, fuhren Waldegaard/Thorszelius mit einem Rückstand von nur 111 Sekunden auf die Sieger Andersson/Stone (Renault Alpine) als Dritte in Monte Carlo über die Ziellinie. Ein guter Einstand für den schnellen 914/6 GT allemal. Dennoch entschloss sich das Haus Porsche, mit dem Typ 914 nicht mehr an Rennen und Rallyes teil zu nehmen.
Ein im Gewicht optimierter 914/6 GT wurde im Werk als – wie Herbert Linge meinte – zum „schnellsten Feuerwehrauto der Welt“ umgebaut, mit neuen Sicherheitssystemen und einer modernen Feuerlöschanlage versehen. „Innerhalb von 30 Sekunden muss jeder Punkt der Rennstrecke erreicht werden. Jeder!“, meinte Herbert Linge, sich ganz und gar bewusst, dass eine solche Aussage in den 1970er-Jahren fast an Utopie grenzte. Der Gedanke an die ONS-Rettungsstaffel reifte schon damals im Kopf des Rennfahrers und Porschemitarbeiters Herbert Linge. Der Sitzhersteller Recaro ging mit Linge konform, unterstützte sein Ansinnen, den Motorsport sicherer zu gestalten und kaufte kurzerhand den schnellen Helfer im Kleid des roten 914/6 GT und stellte das Fahrzeug zusammen mit einem Sponsorenbeitrag kostenlos der Obersten Nationalen Sportbehörde (ONS) zur Verfügung. Aus den damaligen Partnerfirmen Shell, Recaro und Porsche wuchsen die Hauptsponsoren der Rettungsstaffel.
Der 914/6 GT kam selbst nach jahrelangem Einsatz im Dienst der schnellen Unfallrettung an der Rennstrecke in die Jahre. Die ONS-Wagen wurden jünger, schneller und vor allen Dingen auch sicherer. Der altgediente 914/6 GT wurde Mitte der 1970er Jahre in die Schweiz verkauft, tauchte in den USA und letztlich auch in England auf, von wo die Recaro-Holding vom Sänger Jay Kay von der Gruppe Jamiroquai den Boliden, zwischenzeitlich im Monte Carlo Design lackiert, nach Stuttgart zurückholte. Und wieder nahmen sich die Leute der Recaro-Holding unter Frank Jung dem fahrbaren Schätzchen an und liessen den Sicherheits-Veteranen aufwändig bei der Firma Knüpfing Motorsport in Estenfeld bei Würzburg restaurieren. „Wir haben dem 914er sein ursprüngliches ONS-Aussehen wieder gegeben und über die originale Zulassung mit dem Kennzeichen S-Y 7115 verfügen können“, meinte Frank Jung von der Recaro-Tradition.
Beim diesjährigen ‚Solitude Revival‘ vor den Toren Stuttgarts wurde die schnellste Feuerwehr der Welt als Highlight angekündigt. Zum 914/6 GT gesellte sich der etwas jüngere Porsche 928, der ebenfalls in Diensten der ONS stand.
Technische Daten des Porsche 914/6 GT
Fahrgestellnummer 914.143.140
Rallyeversion ONS-Staffel-Version
Jahr: 1971 1972/1973
Motor: 6-Zyl. 2,0 Liter Boxer 6-Zyl. 2,4 Liter Boxer
Getriebe: 901/50 915/20
Hubraum: 1.991 ccm 2.341 ccm
Leistung: 210 PS 190 PS
V-max.: 184 km/h 205 km/h
Gewicht: 998 kg 1.950 kg
Länge: 3.985 mm
Breite: 1.750 mm
Höhe: 1.230 mm
Sitze: RECARO
Text: Eberhard Strähle (VdM)
Fotos: Eberhard Strähle & Recaro