Der Auftakt der diesjährigen Essener Motorshow war für die Veranstalter äußerst zufriedenstellend, am Pressetag und dem folgenden Wochenende waren 130.000 Besucher gekommen. Da gab es schon mal ein Gedränge in den Hallen und wenn man ein Auto fotografieren wollte, dann musste man schon warten, bis man freie „Fotosicht“ hatte. Insgesamt kamen an den zehn Messetagen über 350.000 Besucher.
Vor 50 Jahren, 1986, da war die Essener Motorshow schon etwas Besonderes. Allein die Bundeswehr hatte damals eine ganze Halle belegt und Panzer machten Fahrübungen in der Halle. Tuning steckte damals noch in den Anfängen. Motorsport stand im Mittelpunkt und die Formel 1-Rennfahrer wie Jochen Rindt, Jacky Stewart, Jack Brabham, Hubert Hahne kamen nach Essen. Jochen Rindt engagierte sich für den Ausbau der Show und gab ihr sogar seinen Namen: Jochen-Rindt-Show. Nach seinem Rennfahrertod 1970 führte seine extravagante Frau Nina das Erbe ihres Mannes fort.
Der Motorsport im Mittelpunkt der Essener Motorshow – das hat sich leider geändert. Heute sind es Tuning-Firmen, die ihre Fahrzeuge präsentieren, der Motorsport ist leider ins Hintertreffen geraten. So sind die großen Firmen, die Motorsport betreiben, selbst nicht mehr anwesend. In diesem Jahr war ein einziger Original-Formel 1-Rennwagen zu sehen. Dafür haben viele Fans kein Verständnis. Wie Besucher Sigi Freisberg aus dem Westerwald: „Die Essener Motorshow, das war für mich zum Jahresende ‚Pflicht‘. Leider gibt es mich als Motorsportfan heute nur noch wenig zu erleben. Rennwagen sind nur einzeln zu sehen, allenfalls versteckt auf Ständen von Sponsoren. Rennfahrer sind auch kaum noch da. Da macht mir ein Besuch keinen Spaß mehr“
Krach, Qualm und geile Stunts
Am besten benutzt man die angebotenen Ohrstöpsel, wenn man die Halle 4 betritt. Hier driften Rennwagen atemberaubend auf einer Fläche, so groß wie ein Fußballfeld, um eine mittige Showbühne. Die Zuschauer stehen direkt an der Piste oder sitzen auf einer Tribüne. Sogar mehrere Fahrzeuge gleichzeitig sind unterwegs. Crash? Die Drift-Profis verstehen ihr Geschäft und so blieben Zusammenstöße aus. Übrigens, neu in diesem Jahr waren Reifen aus einer Gummimischung, die den Rauch des Reifenabriebs in unterschiedlichen Farben aussehen ließen. Für die Eröffnungsfeier wurde die Arena auch zur Vorstellung des Programms sowie zur Präsentation herausragender Rennfahrerpersönlichkeiten genutzt.
Was gab es sonst noch?
Die Essener Motorshow wird auch dazu benutzt, Kongresse durchzuführen, Ehrungen vorzunehmen oder neue Bücher vorzustellen, hier ein paar Highlights.
ADAC GT Masters Buch
Tim Upietz, Chef des Gruppe C-Verlags und gleichzeitig der erste Fotograf des Duisburger Unternehmens, stellte das noch „druckfrische“ Buch über die ADAC-Rennsaison der GT-Masters vor. Anwesend waren die Rennfahrer Lucas Luhr und J. Slooten.
Johny Rozendaal-Uhr
Der Verband der Motorjournalisten (VdM) ehrte für besondere journalistische Leistun-gen, hier Aufarbeitung der Diesel-Affäre, den FOCUS online Redakteur Sebastian Viehmann.
Sondershow Cabrios
Über 15 hochklassige „Oben-Ohne“-Fahrzeuge aus den letzten 60 Jahren wurden in Halle 3 präsentiert. Vertreten waren Marken, die die Herzen der Automobil-Fans höher schlagen lassen, wie Aston Martin, BMW, Chevrolet Corvette, Cobra, Ferrari, Jaguar, Maserati, Mercedes-Benz und Porsche.
AUTO-Bild Race Night
AUTO Bild ehrt jedes Jahr siegreiche Fahrer sowie Persönlichkeiten, die sich im Motor-sport verdient gemacht haben. Dabei waren Jean Todt, Präsident Welt-Motorsportverbandes FIA, Rene Rast (DTM Vizemeister 2018), David Schumacher (Sohn von Ralf Schumacher, F4-Rookychampion) oder auch Porsche Werksfahrer Timo Bernhard.
Resümee
Über 350.000 Besucher – das kann sich sehen lassen. Aber, wieder etwas mehr Motorsport täte der Essener Motorshow gut. Und vielleicht auch wieder einen Katalog, der fehlte diesmal ganz.
Text und Fotos: Klaus Ridder