Wie realisieren wir eine eigenständige, zukunftsfähige Batterieproduktion in Europa?“ Das war die Kernfrage auf der gemeinsamen Tagung von „Automobil Industrie“ und „MM Maschinenmarkt“ in Karlsruhe anlässlich des Battery Manufacturing Day 2025. Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten zwei Tage über die wichtigsten Trends rund um die Batterieproduktion.
Zum Auftakt der Veranstaltung besuchte das Fachpublikum zunächst die Forschungsfabrik für KI-integrierte Produktion in Karlsruhe – betrieben von den Fraunhofer-Instituten IOSB und ICT sowie dem wbk Institut für Produktionstechnik am KIT. Hier wird an der Batterieproduktion geforscht, um neue, KI-unterstützte Fertigungstechnologien zu entwickeln.
EU Vorgabe 2030: 90 Prozent der Batterien für BEV aus Europa
In Europa gebaute Elektrofahrzeuge werden aktuell nahezu alle mit Zellen aus China, teils aus Südkorea ausgestattet. Bis zum Jahr 2030 sollen dies laut EU-Vorgabe nur noch 10 Prozent sein. Eine Riesenherausforderung, die so nicht realisierbar ist, erklärte Tim Wicke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Lediglich etwa ein Drittel aller derzeit geplanten Zellfabriken werden Wicke zufolge bis 2030 „sehr wahrscheinlich“ in Betrieb gehen. Damit könnte der europäische Bedarf dann zumindest zu 50 bis 60 Prozent abgedeckt werden.

LFP-Zellen aus Norwegen
Als derzeit wichtigste Technologie für die Automobilindustrie haben sich LFP (Lithium Eisen Phosphat) Zellen herauskristallisiert – mit niedrigeren Herstellungskosten, besserer Umweltverträglichkeit, höherer Sicherheit und längerer Lebensdauer. Das norwegische Unternehmen Morrow Batteries wird ab Dezember mit der Serienfertigung von LFP Batterien in ihrer neuen Gigafactory im südnorwegischen Arendal starten: für stationäre Energiespeicher, Marineanwendungen und teils auch für Nutzfahrzeuge. Derzeit ist deren Produktion allerdings noch nicht ganz europäisch. So stammen die Produktionslinien aus Südkorea und die Kathodenmaterialien aus China. Christin-Marie Boudgoust von Morrow Batteries appellierte daher an das Fachpublikum: „Wir müssen an die europäische Batterieindustrie glauben, müssen dranbleiben, brauchen besseren Zugang zu Finanzierung, und mehr Unterstützung von den Regierungen für eine europäische Batterielieferkette.“
Fünfte Accumotive Batteriegeneration für neuen Mercedes CLA
Bei Accumotive, einer Mercedes-Benz Tochter, in Kamenz werden bereits seit 2012 Batterien montiert – so jetzt auch die neue, fünfte Batteriegeneration, die im Mercedes CLA verbaut wird. Bei diesen Akkus wurde beispielsweise die Leistungsdichte gesteigert, indem Schraub- durch Klebverbindungen ersetzt wurden. Insgesamt achtet die Mercedes-Benz Tochter laut ihres CEO Sascha Kleinert besonders auf Sicherheit: „Jede Batterie wird mit einem Helium-basierten Verfahren auf Dichtigkeit getestet.“
Enge Zusammenarbeit im Fokus
Wie Jens Kiefer, Director Lead Plant Schaeffler Special Machinery, Erlangen, betonte, ist für den erfolgreichen Aufbau einer Batteriefertigung eine enge und frühe Zusammenarbeit zwischen Anlagenbauer und Batteriehersteller ein absoluter Muss. Jens Kiefer: „Die Preise aus Asien sind extrem herausfordernd. Wichtig ist, mit den Kunden gemeinsam Maschinen- und Anlagenkonzepte zu entwickeln, die sich vom Markt abheben.“
Gemeinsam stark – gemeinsam nach vorn
Das Wort „gemeinsam“ wurde mit Blick auf eine tragfähige Batterieproduktion in Europa anlässlich des Battery Manufacturing Day 2025 von den anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern 2025 immer wieder in den Fokus gerückt. Grund für mehr Zuversicht und Hoffnung um das definierte Ziel einer europäischen Batterieproduktion zu realisieren, vermittelten zudem die anwesenden Startups. Fazit: Europa hat sicher genügend Ressourcen und Talent. Allerdings müssen diese Faktoren besser eingesetzt und vor allem in wirksamen, europäischen Kooperationen aktiviert werden, so der Tenor der Veranstaltung.
Autor: Peter Paul Keizer; Abbildungen: Eidens-Holl
Abb. 1 / Aufmacherbild: Müssen an die europäische Batterieindustrie glauben: Davonzeigte sich Christin-Marie Boudgoust, Chief Commercial von Morrow Batteries, klar überzeugt.
Abb. 2: Referierte zur Zukunft der europäischen Batterieproduktion: Tim Wicke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

