//Motorlegenden – Liebe für klassische Porsche 911

Motorlegenden – Liebe für klassische Porsche 911

Michael Schnabl ist ein Gewächs der Modebranche und war viele Jahre Geschäftsführer und Teilhaber des familiengeführten Modeunternehmens Codello. Doch die Leidenschaft und Faszination für Autos ließ den heute 48-Jährigen nie los. Mit der Gründung seiner „Motorlegenden“ für klassische Porsche 911-Modelle im Jahr 2018 hat er sich nicht nur einen Kindheitstraum erfüllt, vielmehr ist Motorlegenden heute erstklassiger Anlaufpunkt für Käufer, Verkäufer, Sammler und Liebhaber von 911er-Modellen. Der VdM Regionalkreis Bayern unter Leitung von Isabella Finsterwalder durfte sich anlässlich einer Einladung von Michael Schnabl, Gründer von Motorlegenden, vom Unternehmenskonzept überzeugen.

„Autos haben mich schon immer fasziniert. Bereits als Kind habe ich in der S-Bahn gesessen und beim Vorbeifahren Fahrzeugmarken erraten“, erinnert sich Michael Schnabl, Gründer des Unternehmens Motorlegenden in Utting am Ammersee. Als er mit 20 Jahren schließlich über eBay für kleines Geld das Urmodell des 911er mit Baujahr 1967 als 2-Liter-Coupé ersteigerte, war es endgültig um ihn geschehen. Es sollten weitere 911er folgen, die er kaufte, wieder verkaufte, sammelte und sich dabei mit interessanten Menschen, die ebenfalls für klassische Porsche 911er brannten, austauschte. Seine Tätigkeit in der Geschäftsführung des familiengeführten Modeunternehmens ließ ihm zwar zunächst nur wenig Zeit für seine Leidenschaft, doch dann kam 2017 der Perspektivwechsel, als Codello an einen neuen Eigentümer übergeben wurde. „Mit 40 Jahren habe ich dann nochmals neu über meine Zukunft nachgedacht und 2018 mit Motorlegenden eine professionelle Anlaufstelle für klassische 911er und damit eine Schaltzentrale wie auch einen Ankerpunkt für den Austausch unter Gleichgesinnten gegründet“, erinnert sich Schnabl an die Anfänge seines stylischen 800 Quadratmeter großen Showrooms als Treffpunkt für 911er-Liebhaber in Utting am Ammersee.

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Es begann mit Kunde „001“

Schnabls Kunde „001“, ein erfahrener Sammler und Kenner der 911er-Szene und Schnabls erster Mentor (von jedem 911er-Modell / Dekade hat „001“ ein Fahrzeug), wie auch Kunde „002“ führten ihn schließlich in das professionelle Porsche 911er-Oldtimer-Unternehmertum ein. Die Individualität der Geschäfte, der persönliche Austausch mit Kunden und Vorbesitzern der Fahrzeuge, das Vier-Augen-Prinzip bei der Fahrzeugwahl, die Zusammenarbeit mit Gutachtern, die Entwicklung eigener Gutachten oder auch die handverlesene Vernetzung mit Werkstätten führten schnell zu einem exzellenten Ruf von Motorlegenden und Michael Schnabl in der kleinen, aber feinen 911er-Community. Die Topqualität seiner Fahrzeuge ausschließlich aus deutscher Manufaktur – Reimporte sind für Schnabl ein No-Go – haben sich in der Branche schnell herumgesprochen. Die rasant steigenden Zulassungszahlen von 911er-Oldtimern und damit weiter kletternden Preisen geben der Erfolgsstrategie von Michael Schnabl recht. Denn immer mehr Enthusiasten auf dem gesamten Globus identifizieren sich mit der Welt der luftgekühlten Porsche und wollen diese am Leben erhalten.

Deutliche Wertsteigerungen für einige Modelle erwartet

So erlebt der Markt für klassische Porsche Fahrzeuge derzeit einen beispiellosen Aufschwung. Bereits in den vergangenen Jahren waren die ikonischen Sportwagen als Sammlerobjekte äußerst gefragt. Die aktuelle Entwicklung in der Automobilbranche bewirkt, dass die Ur-Modelle höher als je zuvor im Kurs stehen könnten. „Es wird spannend, wie der Markt in den nächsten Monaten darauf reagiert“, sagt Porsche Experte Michael Schnabl und Inhaber von Motorlegenden in Utting am Ammersee. Katalysatoren für die steigende Nachfrage: das Aus der Verbrennermotoren und des Hybrid 911 bei der Kultmarke. „Damit geht eine Ära zu Ende“, so Schnabl. Die VW Tochter Porsche setzt konsequent wie kein anderer Sportwagenhersteller auf rein elektrische Fahrzeuge. Die Produktion von einigen Verbrennermodellen wurde bereits eingestellt, so die wichtigen Volumenmodelle Macan, die für europäische Märkte bereits ausschließlich elektrisch produziert werden, sowie die 718 genannte Boxster- und Cayman-Baureihe, die ab 2025 ebenfalls nur noch rein elektrisch angeboten wird. Und auch der Inbegriff des Sportwagens, der 911, ist seit der aktuell eingeführten Baureihe 992.2 bis auf wenige Sondermodelle nur noch als Hybridversion erhältlich. Für viele Enthusiasten der Marke geht damit ein Stück Automobilgeschichte zu Ende. So galt gerade der Porsche 911 seit seiner Vorstellung im Jahr 1964 als zuverlässiger und besonders wertstabiler Sportwagen.

Abb.3

Klassiker stehen hoch im Kurs

„Viele Liebhaber der Marke sind verunsichert, wie sich diese Entwicklung fortsetzt. Man kann jetzt schon eine deutliche Nachfrage gerade nach den letzten klassischen luftgekühlten Modellen spüren“, so Schnabl. Die Nachfrage wird die Preise besonders der letzten Baureihen 964 und 993 in naher Zukunft nochmals stark in die Höhe treiben, denn die Stückzahlen dieser Modellreihen sind im Vergleich zu den Nachfolgemodellen verhältnismäßig niedrig. Da Porsche Ende der 90er-Jahre hohe Verluste bei jedem Fahrzeug der Baureihe 993 aufgrund der aufwendigen Produktion, die viele Arbeitsschritte von Hand notwendig machte, eingefahren hatte, stellte der damalige Vorstandsvorsitzende Wiedeking sehr bald die Produktion zu Gunsten der günstiger zu fertigenden neuen Baureihen 996 und Boxster ein. Mit etwas über 68.000 Stück blieb der 993 damit eine relativ kleine 911-Serie. Im Vergleich dazu kam sein Nachfolger, der 996, auf mehr als 175.000 Stück, erreichte jedoch in puncto Zuverlässigkeit und Qualität nicht das Niveau seines Vorgängers. Von dieser Manufaktur-Qualität profitieren die letzten luftgekühlten Baureihen bis heute und haben den Ruf, besonders zuverlässig zu sein.

Abb.4, 5, 6

Jeder zweite Porsche schätzungsweise nach wie vor unterwegs

Es wird geschätzt, dass nahezu jeder zweite jemals gebaute Porsche noch immer auf den Straßen unterwegs ist. „Auch wenn es sich um Verbrennungsmotoren handelt, besitzt ein Oldtimer durchaus eine gewisse Nachhaltigkeit“, gibt Schnabl zu bedenken – vor allem da diese Fahrzeuge im Alltag nur sehr selten bewegt werden. Die Zulassungszahlen von Oldtimer Porsche steigen bereits seit einigen Jahren stetig an. Auch die Porsche Clubs verbuchen steigende Mitgliederzahlen und es gibt immer weitere Community-Events, die auch viele jüngere Menschen und neues Publikum ansprechen. Immer mehr Enthusiasten weltweit können sich jedenfalls mit der Welt der luftgekühlten Porsche identifizieren und wollen diese am Leben erhalten.

„Mit den letzten Verbrennermodellen, die vom Band laufen, wird sich dieser Kult weiter ausbauen“, ist sich Schnabl sicher. „Besonders gut erhaltene und gefragte Modelle werden am Markt damit noch begehrlicher werden. Das schlägt sich entsprechend auf die Preise nieder. Laut aktuellen Marktberichten verzeichnen bestimmte Porsche Modelle bereits jährliche Wachstumsraten von bis zu 14 Prozent. Der Wert bestimmter Modelle, wie beispielsweise des Porsche 964 3.6 Turbo, ist alleine in den vergangenen Jahren um nahezu 50 Prozent gestiegen. Die gleiche Steigerung hat ein weiteres Modell erfahren: In nur 36 Monaten hat sich der Wert eines Porsche 993 Carrera 4S um nahezu die Hälfte erhöht. „Wer ein luftgekühltes Modell und damit auch eine Wertanlage sucht, sollte also damit rechnen, dass die Preise in den nächsten Jahren weiter steigen“, resümiert Michael Schnabl, Inhaber von Motorlegenden in Utting am Ammersee.

Nachgefragt: Michael Schnabl, Inhaber Motorlegenden im Gespräch

Abb.7

„Die Kunst des Nein-Sagens“

 Michael Schnabl brennt für klassische 911er. Er ist aber auch Unternehmer und profunder Kenner der Porsche Szene. Wie Schnabl aus seiner Leidenschaft für die legendären Porsche 911er-Modelle eine erfolgreiche Schaltzentrale für begeisterte Käufer, Verkäufer und Sammler klassischer Porsche Sportwagen aufgebaut hat, erläutert der Porsche Experte im nachfolgenden Gespräch mit VdM Regionalkreissprecherin Bayern Isabella Finsterwalder.

 Motorjournalist: Ihr 2018 gegründetes Unternehmen Motorlegenden verfügt bereits heute über einen hervorragenden Ruf in der Szene. Wie lautet das Geheimrezept für Ihren Erfolg?

Michael Schnabl: Mein Geheimrezept ist es, keinen Druck zu haben. Meiner Überzeugung nach wird das Oldtimer-Geschäft durch Druck oder Gier nur verwässert, denn dann werden Fahrzeuge hereingenommen, die nicht mehr top sind bzw. müssen Fahrzeuge besonders günstig sein. Das ist nicht mein Ziel. Das Gegenteil ist der Fall: Ich will meine Gegenüber beraten, mich mit ihnen austauschen und ihnen vermitteln, was mir an dem speziellen Fahrzeug besonders gut gefallen hat. Ich finde meine Fahrzeuge europaweit über verschiedene Wege und oft finden sie mich. Aber was ganz wichtig für mich ist: die Kunst, nein zu sagen. So lehne ich jährlich ungefähr 1.000 Autos ab, weil sie mich nicht 100-prozentig überzeugen. Ehrlichkeit steht für mich ganz oben auf der Agenda, denn ich möchte mir nie etwas bei meinen Kunden zuschulden kommen lassen.

Die Nachfrage nach klassischen 911ern auch als Wertanlage wächst. Wie geht es hier weiter? Wie beurteilen Sie die Zukunft?

Das Schöne ist, als ich mit Motorlegenden 2018 gestartet bin, war bereits der ganz große Peak vorbei. Die Preise gingen tendenziell wieder runter. Das hat mir geholfen, die Situation realistisch einzuschätzen. Das Schöne ist, als ich mit Motorlegenden 2018 gestartet bin, war bereits der ganz große Peak vorbei. Die Preise gingen tendenziell wieder runter. Das hat mir geholfen, die Situation realistisch einzuschätzen. Ich habe mit meinen eigenen Porsche, die ich gehabt und verkauft habe, schon in meiner Zeit vor Motorlegenden selbst erfahren, dass ich keins davon günstiger verkaufen konnte, als ich es erworben habe. Daher kann ich jeder und jedem mit gutem Gewissen sagen, er bzw. sie soll sich keine Gedanken über das Morgen machen, wenn er bzw. sie heute ein gutes Fahrzeug kauft. Bei geeigneter Auswahl und da das Auto einen entsprechenden Gegenwert hat, ist ohnehin davon auszugehen, dass die Kundschaft es länger behält und der Wert dadurch steigt oder zumindest nicht weniger wird. Sollte ein Kunde sein Fahrzeug verkaufen wollen, versucht Schnabl den bestmöglichen Preis für den Eigentümer zu erzielen. Dabei garantiert er einen fixen Erlös für den er den Wagen abkauft und tritt nicht wie in der Branche üblich, nur als Vermittler auf, sondern verkauft als Händler mit Gewährleistung. Überhaupt rate ich dazu, nicht in erster Linie etwas zu kaufen, um maximalen Gewinn damit zu erzielen, sondern danach zu fragen, was ist mein Traum und was macht mir echt Spaß. Fakt bei den klassischen Sportwagen ist jedoch ganz klar, dass ihre Preise nicht auf einmal weniger wert werden wie beispielsweise bei bestimmten Uhren-Hypes mit riesigen Preisausschlägen. Allerdings muss man auch sagen: Wenngleich die Preise für Porsche Sportwagen kontinuierlich steigen – so nimmt ja die Seltenheit der Fahrzeuge von Jahr zu Jahr zu –, ist die Wertsteigerung bei den einzelnen 911ern doch sehr modellabhängig. Beispielsweise hat der 997 GT3 RS im Jahr 2006 lediglich 130.000 Euro gekostet. Jetzt sind es 250.000 Euro, allerdings mit nur 3.000 Kilometern. Momentan geht der Trend zu den 90er-Jahren und jünger. Dagegen auf dem Peak oder dorthin sind für mich der 964 und der 993; hier steigen die Preise nochmals gewaltig.

Hinter jedem 911er stecken ein Mensch und seine Geschichte. Welche besonderen Geschichten und Anekdoten haben Sie besonders geprägt?

Mich haben zahlreiche Geschichten geprägt. Mein Kunde „001“ war allerdings für mich das Schüsselerlebnis, da er mir schließlich den Kick für Motorlegenden gab. Warum? „001“, mit dem ich auch heute noch in engem Kontakt stehe, hat mir bei jedem seiner Besuche klargemacht, welche Besonderheit jedes einzelne 911er-Modell hat. Und dass er als Ingenieur jedes Modell gerne fahren möchte, weil ihn jedes fasziniert. Beispielsweise fährt er sein 356-Coupé nahezu am liebsten, weil er hier wegen des ganzen Glases drumherum am meisten sieht und er damit gemütlich unterwegs sein kann. Imponiert hat mir an ihm auch, wie sehr er sein rotes 996-Cabrio, also die erste Serie mit den ganz klassischen Spiegeleieraugen, schätzt. Er sagt, nicht das Gefallen eines Fahrzeugs ist entscheidend, sondern die technische Errungenschaft. So sei der 996 das technisch bessere Auto gegenüber dem 993 und 964. Von solchen Aussagen habe ich sehr viel gelernt, denn damit hat er mir beigebracht, mich nicht beeinflussen zu lassen, sondern vielmehr meinen Blick auf das Wesentliche zu legen. Von meinen anderen Kunden und Sammler „002“ habe ich zudem allerhöchste Präzision und Genauigkeit für mein Geschäft gelernt. All das zeigt mir: Das absolut höchste Sammlergut ist, niemals Kompromisse zu machen.

Autorin: Isabella Finsterwalder; Fotos: Motorlegenden, Frederic Fleißner

Abb.1 /Aufmacherbild): Mitglieder und Freude des Regionalkreis Bayern zu Gast bei Michael Schnabl (4.v.r.), Inhaber von Motorlegenden (Foto: Frederic Fleißner).

Abb. 2: Sehen, Hören, Staunen: Motorlegenden Gründer Michael Schnabl zog die Teilnehmer mit seinem Wissen und seinen Geschichten rund um die 911er Legenden in seinen Bann. (Foto: Frederic Fleißner)

Abb.3: Pure Leidenschaft: Die Exponate in der Halle von Motorlegenden (Foto: Motorlegenden)

Abb. 4, 5,6: Eine ganz besondere Atmosphäre und Note: Die Ausstellungshalle von Motorlegenden (Foto: Motorlegenden)

Abb. 7: Michael Schnabl findet seine Fahrzeuge europaweit über verschiedene Wege. Die Kunst nein beim Kauf zu sagen und ehrlich mit seinen Kunden umzugehen, hat für ihn oberste Priorität (Foto: Motorlegenden).