Eine Kolumne von „Autopapst“ Andreas Keßler
Die Idee: Eine „Park-Flatrate“ als pauschale Parkgebühr für alle, die Parkscheinautomaten überflüssig machen soll. Vorbild hierfür ist das 49 Euro-Ticket und seine Erfolgsgeschichte: Einfach, diskriminierungsfrei und dem lokalen Einzelhandel förderlich. So lautete zumindest die Argumentation aus dem FDP-Lager, aus dem dieser Vorschlag stammt.
Aus Sicht eines parkplatzsuchenden und dann nach Kleingeld kramenden Autofahrers ist das im ersten Moment sicher keine schlechte Idee – alle anderen kreischten sofort laut auf und sahen das Abendland endgültig in einer CO2-Wolke versinken. Die Reaktion war diesmal besonders heftig, weil die Idee der „Autofahrer-Partei“ FDP zugeschrieben wurde, die nach Meinung vieler Schuld am fehlenden Tempolimit, gegen den Bau von Radwegen und generell für die „autogerechte Stadt“ wie in den 1960er-Jahren ist. Der Furor gegen diese Meldung entspringt dem Zeitgeist, der den motorisierten Individualverkehr in den Ballungsräumen zurückdrängen will, um für mehr Lebensqualität und weniger Blech zu sorgen. In der Tat ist das speziell in Ballungsräumen erstrebenswert, echte Ergebnisse sind aber bislang trotz dauernder und teilweise sehr emotional geführter Appelle in diesem Zusammenhang noch nicht zu erkennen. Weil das so ist, ist die geradezu pawlow´sche Reaktion auf die „Park-Flatrate“ verständlich, aber vielleicht gießt sie damit das Kind mit dem Bade aus! Ein ähnliches Instrument gibt es bereits in Form der „Anwohner-Parkvignette“, um autofahrende Anwohner in parkraum-bewirtschafteten Zonen zu entlasten. Mit (der vorher bezahlten) Vignette parkt man einfach ein, ohne Vignette zahlt man am Automaten oder online. Ziel des ganzen ist die Entlastung von Wohnquartieren von „Dauerparkern“, die öffentlichen Parkraum mit ihren – unter Umständen sehr großen – Autos blockieren.
Wenn man in diese Richtung weiterdenkt und der „Park-Flatrate“ eine Lenkungswirkung hin zu kleineren, umweltfreundlicheren Autos zubilligt, könnte man dem Ziel von weniger Blech in der Innenstadt näherkommen! Praktisch würde das für Kleinstwagen á la Smart eine Gratis-Parkvignette bedeuten, Fünf-Meter-Vorstandslimousinen oder 2,5-Tonnen-SUVs müssten hingegen einen deutlich vierstelligen Betrag für den Aufkleber oder drastisch höhere Parkgebühren bezahlen. Im Ergebnis könnte die Blechlawine, die morgens in die Stadt hinein und abends wieder hinausfährt, kleinteiliger, bunter und sogar abgasärmer werden. Hätte die FDP so argumentiert, wäre der pawlow´sche Hund sicher im Körbchen geblieben!
Titelfoto: GLady, Pixabay