Die 52. Auflage der größten Motorsportveranstaltung der Welt, das legendäre 24h-Rennen auf dem Nürburgring, dauerte nur knapp neun Stunden und das Ende war wenig spektakulär. Das Feld fuhr hinter einem Safety Car sittsam über die Ziellinie. Die Ursache war dichter Nebel, der den am Sonntagmorgen vorgesehene Neustart immer wieder verzögerte. Bis die Rennfahrzeuge um 13.30 Uhr hinter einem Safety Car fünf Runden über die Nordschleife drehten.
Aber, es war nicht nur das 24h-Rennen, das die vielen Besucher an den Nürburgring lockte, sondern auch das Drumherum um diese wohl einmalige Veranstaltung.
Nicht nur Autorennen
Die Nordschleife des Nürburgrings ist einmalig in der Welt. Nach dem Start geht es über die 1984 fertiggestellte Grand Prix Rennstrecke in die „Grüne Hölle“, eine 1927 eröffnete Rennstrecke über Berg und Tal. Aus dem 640 m hoch gelegenen Start- und Zielbereich geht es 300 Höhenmeter runter nach Breidscheid und dann wieder bergauf bis in den Start- und Zielbereich.
Und entlang dieser einmaligen Rennstrecke campieren die Zuschauer mehrere Tage, einige reisen schon am Montag vor dem Rennen an. Und das Leben an der Rennstrecke, das ist das Besondere an diesem Rennen. Da werden großartige „Zeltburgen“ aufgebaut. Generatoren zur Stromerzeugung werden auch mitgebracht, schließlich will man ja auch Fernsehen, das Grillfleisch kühlen, Musik hören oder evtl. auch eine Lichtwerbung betreiben.
Allein das alles zu erleben macht eine Reise zum 24h-Rennen zu einem Höhepunkt. Übrigens, unser VdM-Kollege Tim Upietz fängt mit seiner Mannschaft auch diese Besonderheiten ein und veröffentlicht sie in seinen Bildbänden über das 24h-Rennen,
Aber, auch das Fahrerlager bot Abwechslung mit vielen Attraktionen. So gab die Fahrt mit dem Riesenrad einen Überblick über den Start- und Zielbereich und bei schönem Wetter auch über die einzigartige Eifellandschaft.
Trial-Artisten aus Barcelona (E) zeigten, was man so alles mit einem Motorrad machen kann. Vor der Mercedes-Tribüne wurde eine Sprungschanze aufgebaut und dann flogen die Artisten mit allerlei akrobatischen Show-Einlagen wohl 20 Metetr weiter in luftiger Höhe. Da stockte schon mal der Atem, wenn die Bikler sich mit einer Hand nur am Lenkrad festhielten, bis sie dann wieder auf den Sitz fanden und auf einem großen Luftkissen landeten. Die Zuschauer auf den Tribünen belohnten die fünf Motorrad-Artisten immer wieder mit Beifall.
Auf dem Stand von Mercedes wurde an die 130-jährige Motorsportgeschichte erinnert. Vom aktuellen F1-Rennwagen des siebenmaligen Weltmeisters Lewis Hamilton bis hin zum silbernen Vorkriegsrennwagen W 25 von Rudolf Caracciola war vieles vertreten, was mit dem Mercedes-Stern Motorsportsiege errungen hatte.
Vertreten im Fahrerlager war auch der ADAC, dessen Gau Nordrhein Veranstalter war. Hier gab es Infos und gegen Vorlage des ADAC-Ausweises auch einen Cappuccino umsonst.
Ansonsten war das normale Fahrerlager so übervoll, so dass man die AMG-Arena auch noch als Fahrerlager in Anspruch nehmen musste.
Kurioser Rennverlauf
Das 52. 24h-Rennen wird in die Geschichte eingehen. Zunächst waren es Unfälle, die für die Verringerung der 127 Rennwagen sorgten. Dann kam in den späten Abendstunden Nebel und Regen auf, so dass die Rennleitung mit Walter Hornung an der Spitze mit einer roten Flagge den Abbruch um 23.15 Uhr einleitete.
Auch der geplante Neustart um 9.00 Uhr am Sonntagmorgen verzögerte sich bis um 13.30 Uhr, weil man die „Hand nicht vor den Augen sehen“ konnte. Der Nebel war so dicht, dass man vom 20 Meter hohen TÜV-Tower unten die Rennwagen in der Startaufstellung nicht sehen konnte. Viele Zuschauer an der Strecke reisten schon vorzeitig ab, auf den Straßen rund um den Nürburgring staute sich schon um 11.00 Uhr der Rückreiseverkehr, obgleich Rennende ja erst um 16.00 Uhr gewesen wäre.
Nur knapp neun Stunden statt 24 Stunden
Ein Novum und ein neuer Rekordsieger: Scherer PHX gewann den wohl außergewöhnlichsten und auf jeden Fall kürzesten Eifel-Marathon in der langen Geschichte des ADAC 24h-Nürburgring-Rennens und schloss mit dem siebten Gesamtsieg zum Meuspather Nachbarn und Rekordgewinner Manthey auf. Ricardo Feller steuerte den Nr. 16 Scherer-Audi am Sonntagnachmittag um 15.05 Uhr und damit erstmals vor Ablauf von 24 Stunden über die Ziellinie – und das ebenfalls zum ersten Mal wegen Nebels auch neutralisiert und in langsamer Fahrt. Zusammen mit Feller (CH) jubelten Dennis Marschall, der wie der Schweizer seinen ersten 24h-Sieg feierte, sowie die beiden Audi-Urgesteine Frank Stippler und Christopher Mies, die die vor 240.000 Zuschauern (Gesamt-Wochenende) jeweils dritten Triumph in der Eifel feierten.
Der zweite Rang ging an Laurens Vanthoor (B), Thomas Preining (A), Kevin Estre (F) und Ayhancan Güven(T) auf Grello, dem Porsche 911 GT 3 R des Manthey-Teams. Den letzten Podestplatz sicherten sich das BMW Junior-Team mit Daniel Harper, Max Hesse und Charles Weerts auf dem RMG BMW M4 GT3.Übrigens, der 22 Jahre alte Max Hesse war von der Pole-Position gestartet.
Das Ergebnis ist vorläufig, da das Rowe-Team Protest eingelegt hat. Die 52. Auflage des Eifelklassikers war die kürzeste des Langstreckenklassikers überhaupt. Es wurden lediglich 50 Runden zurückgelegt, davon fünf Runden unter gelber Flagge hinter einem Safety-Car. Die reine Fahrzeit betrug lediglich acht Stunden und 57 Minuten, davon sieben Stunden und 22 Minuten unter grüner Flagge.
Text und Fotos: Klaus Ridder