Nach vier gut besuchten Messetagen schlossen sich die Tore der Messehallen am Stuttgarter Flughafen und die 23. RETRO CLASSICS® ist Geschichte. Rund 70.0000 Besucher zogen nach Angaben der Messe Stuittgart an vier Messetagen durch die Hallen mit den historischen Automobilen, Motorrädern, Zubehör- und Tuning-Teilen sowie standesgemäßer Bekleidung, Outfits und sonstigen Waren rund um das historische Automobil.
Ein Rückgang im Vergleich zu den vergangenen Jahren musste der Veranstalter dennoch verbuchen. Von den zehn zur Verfügung stehenden Messehallen, konnten nur deren sechs gefüllt werden. Woran lag dieser Umstand? „Alles ist zu teuer geworden . . . “, war eine Kernaussage vieler ambitionierter Aussteller. Vielleicht war dies auch der Grund für die Zurückhaltung im Auftritt der beiden schwäbischen Hersteller aus Untertürkheim und Zuffenhausen sowie der Kollegen aus der bayerischen Landeshauptstadt München.
Der Sportwagenhersteller Porsche aus zeigte unter dem Motto ‚Beyond Performance – 50 Years of Porsche Turbo‘ einem Rennwagen des Typs 911 GT1, der mit einem Porsche 3.2 Liter Turbo Flat-6 Motor ausgestattet war, ab dem Jahr 1996 als Testwagen mit der bekannten Bierlackierung diente und 1998 mit der weiterentwickelten Version sogar einen Doppelsieg in Le Mans eingefahren hat. Ferner standen um den Rennboliden herum aufgestellt fünf Porsche 911 Typen, die allesamt aus dieser fulminanten Turbo-Ära stammten. Diverse Autogrammstunden mit dem früheren Werkspiloten Stéphane Ortelli, der hauptsächlich bei Langstrecken-Rennen brillierte, rundeten das Programm am Porschestand ab.
Nur einige Schritte vom Auftritt des Mutterhauses entfernt, präsentierte sich der neu gestaltete Messestand des ‚Porsche Club 356 Deutschland e. V.‘ sehr offen und publikumsnah. „Wir wollen mit den neuen Aufstellern in der Form einer ‚Backsteinwand‘ stets an das alte Stammhaus des Werk 1 in Zuffenhausen erinnern“, meinte der Präsident des Clubs, Thomas Ernst im lockeren Gespräch. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in Regie mit seinen Kollegen Adrian Derr von der ‚356 Region Nordbayern‘, Guido Eickholz aus dem schwäbischen Gaildorf von der ‚REUTTER KAROSSERIE by Erlkönig Classic GmbH‘ und Michael Braun, dem kommissarischen Leiter der ‚356 Region Baden-Württemberg‘ diesen neuen Messestand zu kreieren. Dies gelang dem Quartett hervorragend. Der seit 1975 bestehende Traditionsclub des ‚356 Club Deutschland e. V.‘ feiert im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag und beherbergte am Messestand einen originalen Porsche 356 sowie einen 914/6, der als priorisiertes ONS-Rennstaffel-Fahrzeug eingesetzt wurde, einen 911 Turbo, einen 928, ein 944 Cabrio sowie ein 968 Coupé. Ein Eycatcher war auf jeden Fall der in Norwegen nachgebaute Volkswagen T1 Bulli, der als Porsche-Renndienst- und Service-Wagen stets bei Veranstaltungen zu finden war.
Unter dem Dach der Motorworld aus Böblingen fanden sich mehrere Aussteller zusammen und zeigten ihre fahrbaren Pretiosen aus allen erdenklichen Herstellerjahren. In der Halle 3 waren die Restauratoren, Werkstattausstatter, die Tuning-Ikonen der 1980er sowie 1990er-Jahre und Premiumhändler zusammen mit Lifestyle-Produkten sowie auch die verschiedenen Sonderauftritte aus dem Lifestyle-Bereich untergebracht.
In der fünften Halle, der ‚Mercedes-Benz Halle‘, präsentierte sich der Autobauer aus Stuttgart-Untertürkheim mit seiner Classic-Sparte ebenfalls auf Sparflamme. Der dortige Eyecatcher war neben einem futuristischen Neuwagen ein aus dem Jahr 1934 stammender Formel-1-Rennwagen des Typs „W25“. Dieser Renner wurde für die „750-kg-Formel“ der Jahre 1934-1936 mit einem 8-Zylindermotor und 354 PS entwickelt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Standes der Mercedes-Benz Heritage Abteilung, gesellte sich vor der ‚roten Sau‘ von AMG auch das Siegerfahrzeug der ‚Total 24 Stunden von Spa 2013‘. Erst kürzlich konnte die Werkstatt des Mercedes-Benz Classic Centers in Fellbach durch den sich recht schnell ergebenen käuflichen Erwerb der Kienle Automobiltechnik GmbH weitgehend erweitert werden.
Die Bayerischen Motorenwerke AG traten in der Halle 7 auf. Bewundert wurde hauptsächlich der weiß-blaue BMW M Hybrid V8-Rennwagen, mit dem die Bayern in der Hypercar-Klasse der FIA World Endurance Challenge teilgenommen haben und sich weiterhin beteiligen werden. Den in Stuttgart ausgestellten Rennwagen steuerten Dries Vanthoor (Belgien), Raffaele Marciello (Italien) und dem Deutschen Marco Wittmann erfolgreich im Vorjahr. In dessen Angesicht steht der LMP 15 Rennwagen vom Werksteam BMW Motorsport. Der Urschwabe Joachim Winkelhock, Pierluigi Martini aus Italien und der Franzose Yannik Dalmas siegten mit dieser Flunder, die über einen V12-Motor verfügte, nach 365 Runden beim 24 Stunden-Rennen in Le Mans 1999. Ferner gestattete sich die BMW-Mannschaft den Hinweis auf das Jubiläum ‚25 Jahre BMW X5‘ – auch einem sehr erfolgreichen Fahrzeug aus der bayerische Flotte – und dem ebenso fantastischen Z8, der als Sonderedition eines für Rennstrecken umgebauten ‚Medical Car‘ ausgestellt war.
Unser VdM-Mitglied, ausgewiesener Porsche-Freund und passionierter Sammler Wolfgang Inhester aus Ditzingen bot auf der Gebrauchtwagen-Galerie West der Halle 1 seinen Porsche 911 RSR Recreation im ‚Martini Racing‘ – Look zum Verkauf an. Der sich in einem hervorragenden Zustand befindende Flitzer, der bei keinen auf Bestzeit gefahrenen Rallyes und Rennen gefahren wurde, hat nach seinem Umbau nur läppische 6.000 km auf der Uhr.
Text & Fotos: Eberhard Strähle