Er zählt zu den reichsten Menschen in Deutschland, er beschäftigt etwa 12.000 Menschen in seinen Firmen und sammelt nebenbei Autos, von denen er im Detail zu berichten weiß: Prof. Dr. Friedhelm Loh (77), aufgewachsen im Siegerland, dort wo normalerweise nicht viel los ist – wo er riesiges Firmenimperium aufgebaut hat und stolz darauf sein kann, Besitzer eines der schönsten Automuseen der Welt zu sein.
Ohne Manuskript erklärte Dr. Loh den zahlreich erschienenen Pressevertretern und Gästen in einem historischen Kinosaal, wo er selbst früher mal Filme erlebt hat, seine Lebensphilosophie in klaren Worten und seine Lebensaufgabe, der Nachwelt Raritäten aus über 137 Jahren Automobilgeschichte zu erhalten. Anlass war die Eröffnung der Sonderausstellung Ferrari, aber dann wurde auch noch das Programm für die Ausbildung von Studenten sowie von Restauratoren für Oldtimer vorgestellt.
Dauerausstellung mit 150 spektakulären Fahrzeugen
Mit rund 150 spektakulären Fahrzeugen von 1886 bis heute ist das „Nationale Automuseum The Loh Collection“ im hessischen Dietzhölztal-Ewersbach eine der spannendsten Autosammlungen der Welt: Die Ausstellung zeigt zahlreiche Einzelstücke, Prototypen und Highlights der Automobilgeschichte, darunter Michael Schumachers erster Weltmeister-Ferrari, der Lincoln Continental von US-Präsident John F. Kennedy oder das nur einmal gebaute Rekordfahrzeug Maybach Exelero. Hinzu kommen zahlreiche Ikonen der Automobilgeschichte – vom Bugatti Typ 57 Atalante über den Lamborghini Miura SV bis zum Mercedes CLK GTR – sowie ein breites Spektrum an Rennsportfahrzeugen – aus Langstrecken-, DTM- und NASCAR-Rennen bis zu Formel 1 und Formel E. Das im Juli 2023 eröffnete Museum liegt im Herzen Deutschlands inmitten des Städtevierecks Köln, Dortmund, Kassel und Frankfurt. Über die Sauerlandlinie A 45 ist es bequem erreichbar.
Das Museum als Hochschulcampus
Einmalig in Deutschland: Sein überragendes Portfolio und die professionelle Kuration machen das Nationale Automuseum auch für Forschung und Lehre interessant. Zeitgleich mit der Eröffnung nahm auch ein Hochschulcampus seine Arbeit auf: der „Hochschulcampus Nationales Automuseum der Fakultät Wirtschaft und Recht der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen“.
Die Hochschule Nürtingen-Geislingen steht für Wirtschaft und Umwelt, Automobil- und Mobilitätswirtschaft. Die wissenschaftliche Leitung des neuen Campus liegt in den Händen von Prof. Dr. Jochen Buck, einem der führenden Gutachter für Unfallforschung in Deutschland. Er hält packende Vorlesungen im Bereich Automobil- und Mobilitätswirtschaft und ermöglicht „Erfahrungen live am Objekt“ in Dietzhölztal-Ewersbach. Während der Winterpause konnte Prof. Dr. Buck bereits die ersten Studenten im Nationalen Automuseum begrüßen, die im Rahmen ihres Aufbaustudiums zum Gutachter für klassische Fahrzeuge ausgebildet werden. Auch der Plan für die nächsten Semester steht bereits.
Die breite Palette des Nationalen Automuseums an Bildungsangeboten für Schulen und Universitäten sucht ihresgleichen in Deutschland, wahrscheinlich sogar europaweit. Auch die automobilinteressierte Öffentlichkeit kann sich in Dietzhölztal-Ewersbach weiterbilden lassen.
Neue Sonderausstellung „Ferrari – Meisterstücke für Rennstrecke und Straße“
Fester Bestandteil des Nationalen Automuseums sind neben der umfangreichen Dauerausstellung saisonal wechselnde Sonderausstellungen mit speziellen Schwerpunkten. Nach der erfolgreichen Eröffnungsschau „100 Jahre 24h Le Mans – der Mythos, die Helden, die Autos“ öffnete am 23. März 2024 die zweite Ausstellung. „Ferrari – Meisterstücke für Rennstrecke und Straße“ vereint eine weltweit einzigartige Zusammenstellung hochklassiger Ferrari-Fahrzeuge aus acht Jahrzehnten.
Das Spektrum reicht von der frühen Mille-Miglia-Barchetta und dem Ferrari 212, der 1951 die Carrera Panamericana dominierte, über erfolgreiche Sportwagen-Prototypen bis hin zu Michael Schumachers Formel-1-Wagen. Design-Pretiosen der 1950er und 1960er Jahre gehören ebenso zu den gezeigten Exponaten wie das heute als „Ferrari Big Five“ bezeichnete Hypercar-Quintett von 288 GTO, F40, F50, Enzo und La Ferrari. „Jedes Fahrzeug ist ein wichtiges Stück Automobil- und Unternehmensgeschichte“, sagte Museumsgründer Prof. Dr. Ing. E.h. Friedhelm Loh. Übrigens, alle Fahrzeuge der Sonderausstellung gehören in die Museumssammlung – also keine Leihgaben.
Besonderes Erlebnis – Wiedersehen nach 62 Jahren
In der Sonderausstellung Ferrari hatte ich noch ein besonderes persönliches Erlebnis. Ich entdeckte einen roten Rennsportwagen mit der Nr. 92. Erinnerungen wurden wach. Ich hatte diesen Rennwagen 1962 beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring erlebt. Das war ein spannendes Rennen und die Sieger hießen John Surtees (GB) und Oliver Gendabien (B). Zu Hause in meinem Archiv fand ich noch Bilder von dem Rennen, einmal im Fahrerlager und dann ein Bild, wo Gendabien den Streckenabschnitt Südkehre durchfährt.
Uwe Schüler, der als Konsultant die Sonderausstellung betreut, bestätigte, dass das Auto, so wie es dasteht, original ist: „Ferrari Tipo 246 Sport mit V6-Zylindermotor von 2,4 Liter“. Man konnte dem Rennsportwagen auch noch die Gebrauchsspuren ansehen. Das Rennen damals begann bei Regen mit einer Sensation. Der Schotte Jim Clark führte auf einem „kleinen“ Lotus 23 mit nur 420 kg Gewicht mit nur einem 1,5 Liter Motor von Ford. In der 11. Runde verunglückte der Wagen, Jim Clark blieb unverletzt.
Ferrari – Buch zur Ausstellung
Florian Urbitsch, Geschäftsführer und Pressesprecher des Nationalen Automuseums, stellte zudem das Buch zur Ausstellung „FERRARI – Meisterstücke für Rennstrecke und Straße“ vor. Es gab erst nur einen Vorabdruck, das Buch ist aber zur Wiedereröffnung des Museums in der Osterwoche verfügbar. Geboren auf der Rennstrecke, zur Weltmarke aufgestiegen durch Enzo Ferraris Beharrlichkeit und getragen von der Leidenschaft ihrer Fans und Fahrer, ist jeder Ferrari ein Erlebnis – wie auch dieser Prachtband, initiiert und inspiriert vom Nationalen Automobilmuseum The Loh Collection.
Erfolgsautor Jörg Walz präsentiert hier die Schönsten, die Rumreichsten und die Schnellsten unter den roten Rennern aus Maranello. Doch neben den hier gezeigten Ikonen handelt dieses herausragende Buch auch von Menschen und Technikern, von Siegern und tragischen Helden. Kein reiner Ausstellungsband, keine trockene Markenchronik, sondern ein packend erzähltes und reich illustriertes Geschichts- und Geschichtenbuch für Rennsport-, Auto- und Designliebhaber.
Autor Jörg Walz war Redakteur/ Chefredakteur verschiedener Zeitschriften, so auch Motorsportchef bei der AUTO ZEITUNG und Berater der Formel-1-Redaktonn bei RTL. Anschließend war er Pressesprecher für Alfa Romeo, VW und Porsche, danach verantwortete er zehn Jahre lang Kommunikation und Marketing bei Schaeffler. Aktuell arbeitet er in Kommunikation und Marketing bei MAHLE. Walz ist Autor von über 20 Büchern zu Automobil- und Motorsportthemen.
ISBN: 978-3-613-04668-9
204 Seiten, 600 Bilder
215mmx280mm
Preis 39,90 Euro
Text und Fotos: Klaus Ridder