Der VdM hat mit Karl Heinz Menke ein Urgestein verloren – ein persönlicher Nachruf.
Als ich Charly Menke vor bald 25 Jahren das erste Mal traf, war er für mich noch Herr Karl Heinz Menke, Vorsitzender des VdM und eine respekteinflößende Person. Schon damals und in all den Jahren danach ging mir jedes Mal, wenn ich ihn sah, das schöne, altmodische Wort „Grandseigneur“ durch den Kopf. Ein Wort, wie geschaffen für ihn. Wenn er bei offiziellen Anlässen zusammen mit Ehefrau Renate erschien, war das Bild vom seriösen, distinguierten und stets elegantem Paar perfekt.
Mein Respekt ihm gegenüber änderte sich auch nicht, als er mir anlässlich meiner Wahl zum geschäftsführenden Vorsitzenden das „Du“ anbot und ich nach diesem Ritterschlag in meinem Telefonverzeichnis freudig-stolz den Eintrag von „Karl Heinz“ auf „Charly“ änderte. Charly, das war eine Institution im VdM; ein Urgestein, der sein halbes Berufsleben und seinen Ruhestand dem Verband widmete.
Dabei waren seine Wurzeln keineswegs so journalistisch, wie man vermuten möchte: 1934 (jetzt, am 13. Februar hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert) in Bochum geboren, besuchte er dort das Graf-Engelbert-Gymnasium, studierte danach an der dortigen Wirtschaftsakademie und heuerte mit dem Diplom in der Tasche bei Orenstein & Koppel an, um die Theorie mit der Praxis einer kaufmännischen Lehre zu verbinden.
In diese Zeit, so erinnert sich Renate Menke im Gespräch heute, fiel auch eine schicksalhafte Begegnung. Ein Arbeitskollege überredete Charly zu einem Trip nach Essen, um in einem dortigen Modehaus eine Bekannte zu treffen. Just in diesem Geschäft arbeitet auch Renate. Charly war von Treffen mit der jungen Dame offensichtlich so angetan, dass er sie einige Tage später anrief und einlud, ihn zum Akademie-Abschlussball zu begleiten.
Dass es eine derart dauerhafte Begleitung würde, hat damals sicher keiner geahnt. Doch die zwei Töchter Amely und Sonja und vier Enkelkinder zeigen die schönen Folgen des einstigen Tanzabends. Dass nun alle nicht nur den 90. Geburtstag von Charly, sondern auch die Diamantene Hochzeit mit seiner geliebten Renate im kommenden März nicht gemeinsam begehen können ist ein besonders unschöner Zug des Schicksals – auf beide Feiern hatte Charly sich gefreut und schon länger über Festabläufe und Einladungslisten gebrütet.
Nach seiner Zeit bei O & K ging’s weiter zu Aral. Dort wuchs Charly nach und nach in die Arbeit der Presseabteilung hinein, deren stellvertretender Leiter er schließlich wurde. Doch „sein damaliger Chef war zu jung, um Charly eine weitere Karriere in Bochum zu ermöglichen“, erzählt Renate, „aber bei Aral in Hamburg wurde man auf den strebsamen jungen Mann aufmerksam.“ So wechselte das Ehepaar Menke von der Ruhr an die Elbe und Charly bekam eine spannende neue Aufgabe. Es war die Zeit, als Tankstellen mehr und mehr zu kleinen Einkaufszentren mutierten und Charly Menke organisierte für das norddeutsche Aral-Tankstellennetz den Verkauf von Blumen aus dem Alten Land; mehr eine PR- als eine Pressearbeit. Charly als „Rosenkavalier“ – ein hübscher Gedanke.
Presse- und PR-Arbeit in Hamburg, da war der Schritt zum Verband der Motorjournalisten naheliegend. 1966, seine Mitgliedsnummer 663401 verrät es, trat er ein; bereits vier Jahre später avancierte er zum Schriftführer, fünf Jahre später zum Leiter der Region Norddeutschland, um schließlich, 1988 zum Vorsitzenden gewählt zu werden. Bis zum Jahr 2002 hatte er diese Position – meist einstimmig im Amt bestätigt – inne. Dann verzichtete er auf eine erneute Kandidatur „um jüngeren Platz zu machen“, blieb aber als Ehrenvorsitzender und Organisator der Diesel-Ring-Gespräche weiter aktiv.
Der Diesel-Ring und seine Vergabe waren Charly von Beginn seiner Präsidentschaft an eine Herzensangelegenheit. Die Überreichung dieses VdM-Ehrenpreises an verdiente Persönlichkeiten stellten stets einen Höhepunkt im jeweiligen Amtsjahr dar. Wenn dann, wie etwa im Jahr 1999 der damalige Bundesverkehrsminister Franz Müntefering das Fest mit seiner Anwesenheit aufpolierte, war der Grandseigneur ganz in seinem Element. Souverän, charmant, mit sichtbarer Freude und einem Schuss zulässiger Eitelkeit moderierte er die Preisverleihungen.
Seine freundliche Art und sein kommunikatives Wesen überzeugten schnell jeden, mit dem er zusammentraf. „Charly als Mensch und als Persönlichkeit hat mich vor 23 Jahren so beeindruckt, dass ich spontan dem VdM beigetreten bin. Die Jahre, die wir mit ihm zusammen im Vorstand bzw. in diversen Veranstaltungen gearbeitet haben, sind mir in bester Erinnerung und werden es auch bleiben“, schrieb Edgar Krause jetzt anlässlich von Charlys Ableben.
So haben wohl viele Weggefährten empfunden. Auch ich habe Charly immer als offen und dialogbereit wahrgenommen und nie erlebt, dass er die Contenance verliert. Doch halt – einmal habe ich ihn wirklich unwirsch gesehen. Der Grund: Als Vorsitzender des VdM-Ehren- und Schiedsgerichts hatte er Stimmrecht im Gremium zur Wahl des Diesel-Ring-Trägers, doch man hatte vergessen, ihn zur fraglichen Sitzung einzuladen. Das kam nicht gut bei ihm an. Es war wohl nicht gekränkte Eitelkeit, die ihn verletzt haben mag, sondern eher, dass man ihm – wenngleich versehentlich – verwehrt hatte, an etwas teilzuhaben, was für ihn eine „süße Pflicht“ war.
Gemeinsam mit Ehefrau Renate hatte Charly auch maßgeblichen Anteil am Erfolg der regelmäßigen Treffen der Diesel-Ring-Träger. Die Organisation der 1974 als „Miltenberger Gespräche“ gegründeten Veranstaltung übernahm er 1994 vom damaligen Ehrenvorsitzenden Helmuth Bernecker und führte sie erst in Limburg und später in Würzburg weiter, bis 2012 Jörn und Alice Turner die Aufgabe übernahmen. „Jetzt habe ich mehr Zeit für Tennisspiel und den Garten“, kommentierte er scherzhaft diesen Stabwechsel. Am Weihnachtstag ist Charly friedlich eingeschlafen und nicht mehr erwacht.
Charly, er wird fehlen – Renate, ich hoffe, Du bleibst dem VdM noch lange freundschaftlich verbunden. ///fps
Fotos: VdM-Archiv / Privat