//Porsche-Fundgrube in Fellbach

Porsche-Fundgrube in Fellbach

17. Strähle Porsche Swap 2023

Die Alte Kelter im schwäbischen Weinrevier rundum das malerische Städtchen Fellbach vor den Toren der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart war wiederum zum Treffpunkt der Porsche-Freunde auserkoren worden. Unter dem Motto „Tauschen, Kaufen und Verkaufen; sowie alles rund um Porsche“ richtete Paul Ernst Strähle Junior den „Strähle Porsche Swap“ am 18. November dieses Jahres schon zum 17. Mal aus. Dieser Porsche-Swap steht bereits als Pflichttermin bei sehr vielen Porsche-Fans im In- und nahegelegenen Ausland in deren Agenda. Egal, ob es sich um Verkäufer oder Besucher handelte.

Dabei stammt der Begriff des ‚Swap‘ ursprünglich aus dem Englischen und wird auf Deutsch schlicht als ‚Tausch‘ – im eigentlichen Sinn allerdings nur in der Finanzwelt zum Austausch von pekuniären Erforderlichkeiten – übersetzt. Selbstverständlich können solche ‚Tausch‘-Vereinbarungen auch auf Autos, Hardware sowie Ersatzteile, Bücher, Spielzeug und vieles andere mehr bezogen werden. 

Für den Sohn der ehemaligen Renn- und Rallye-Legende Paul-Ernst Strähle (* 20. September 1927 bis † 27. Oktober 2010) aus Schorndorf im Remstal bedeutet dieser Treff der besonderen Art schon aus der Tradition heraus und wegen der langjährigen Verbundenheit zum Haus Porsche eine vorrangige Verpflichtung. „in diesem Jahr kamen rund 80 Anbieter, hauptsächlich von Porsche-Teilen und anderen Pretiosen, die mit dem Namen Porsche verwurzelt sind, nach Fellbach. Die auf der ca. 2.500 m2 barrierefreien sowie befahrbaren Ausstellungsfläche vorhandenen Verkaufstische waren lange vor dem November-Event im Nu vergriffen“, berichtete Organisator P. E. Strähle junior stolz. Und die Parkplätze in einem großen Radius rund um die Alte Kelter waren ebenfalls recht schnell vergriffen. 

Nicht nur Autoteile, die sich in allen erdenklichen Zuständen zeigten, wechselten ihre Besitzer. Literatur und Spielzeug waren in diesem Jahr die kleinen heimlichen Renner in der Hitliste der Spareparts. Motorenteile wurden meistens im gesäuberten Zustand angeboten. Hin und wieder fand man auf diesen Teilen auch die im Lauf der Zeit sich angesammelten Gebrauchsspuren und entsprachen der Realität. Interessant gestaltete sich auch der Stand der Erlkönig Classic GmbH aus Gaildorf. Guido Eickholz bot aus der Zeit des früheren Karosseriewerks Reutter – in dem die ersten 356er gebaut wurden – stilgerechte Nachempfindungen von Schriftzügen und Emblemen, Kleinteilen, Anbauteilen, Beleuchtung oder dem Interieur an. Selbst die Herstellung einer neuen Sitzpolsterung ist für die Gaildorfer Manufaktur kein Problem.  Auch der estnische Restorationsbetrieb ‚Urbans Garage‘ aus Tartu scheute die gigantische Anreise nach Fellbach nicht. Das Unternehmen beschäftigt sich hauptsächlich mit der Restoration der Porsche-Typen 356 und 911 und ist auf die rostfreie Erhaltung der Karossen spezialisiert. In Fellbach wollten die Esten vor allem auf ihr Vorhaben hinweisen, den historischen 356er-Typen einen adäquaten Elektroantrieb zu verpassen. PE-Designmodelle präsentierte einem total mit Gold überzogenen 911 turbo als Eyecatcher im Sammlermaßstab 1:43. Rüdiger Mayer aus Reutlingen stellte sein neues Buch mit dem Titel „Back on Track Porsche“ vor. Mayer beschreibt darin die schon 75 Jahre andauernde Teilnahme von Porsche-Sportwagen an Rallyes und Rennen aller Art in Wort und Bild und verweist auf die unzähligen Erfolge der Fahrzeuge aus Zuffenhausen. Heute noch sind die historischen Boliden, die teilweise in ganz minimaler Stückzahl produziert wurden, weltweit auf den Rennstrecken zu finden. 

Eine Veranstaltung wie der Porsche Swap, den beinahe 1.000 Besucher und Freunde besucht haben, steht und fällt in vielerlei Hinsicht auch mit den ehemaligen Porscheleuten. Wie in jedem Jahr trafen sich auch heuer wieder einige der früheren Porsche-Mitarbeiter zum Zusammentreffen und fachlichem Plausch vor Ort. Zu diesem illustren Personenkreis gehörte auch Hans Clausecker, der im Fahrwerksversuch und in der Reifen- und Räder-Entwicklung arbeitete. Peter Scharpf war für die Dauerlauffeinsätze verantwortlich und Otto Geffert hinterließ im Designstudio einen guten Eindruck mit herrlichen Vorschlägen. Der vollbärtige Harro Deutscher war Versuchselektriker und später Rennmonteur bei Will Kauhsen. Helmut Pietsch konstruierte Bremsanlagen und Gudrun Gauza bildete eine stattliche Anzahl an technischen Zeichnerinnen und Zeichnern aus, bevor sie in der Zeichnungskontrolle der Achsentwicklungen wechselte. Hartmut Kristen leitete als Motorsport-Chef zwischen 2014 und 2020 die Geschicke im Bereich des Porsche Automobil-Rennsports. Kurt Wöhr war als Fahrwerks-Gruppenmeister und danach in der 4-Zylinder Baureihe beschäftigt. Gustav Nitsche verdingte sich in der Rennabteilung und machte sich als Rennmotorenrestaurator der Typen 908 bis 917 einen Namen. Otto Gütelhöfer war Konstrukteur für das Gesamtfahrzeug. Valentin Schäffer, genannt „Turbo Valentin“, entwickelte als genialer Konstrukteur Rennmotoren. Berthold Kleinbeck fand seine Erfüllung in der Bremsenabteilung und Erprobung. Wolf-Hendrik Unger (leider nicht im Bild) begleitete als Renningenieur die „Monte-Carlo-Rallye“ sowie verschiedene Wüstenrallyes an denen das Haus Porsche teilnahm.  Außerdem war Unger bei der Pharaonen-Rallye Copilot von Jacky Ickx. Davor saß er als Beifahrer von Roland Kussmaul in einem Mercedes-G-Modell, ausgerüstet mit einem Porsche 928-Motor, bei der Rallye ‚Paris-Dakar‘. Die beiden Autoexperten und Rallyepiloten wollten dem Auto mehr Stabilität, Zuverlässigkeit und Speed verleihen. All diese genannten Herrschaften waren für Porsche eine ungeheure Bereicherung in jeglicher Beziehung. 

Ein toller Tag endete mit zufriedenen Mienen aller Beteiligten, die in der Erwartung des nächsten Porsche Swaps stehen.

Text & Fotos: Eberhard Strähle