//Pferde, Zeppeline, Flugzeuge, Rennwagen: 800 Jahre Butzweilerhof

Pferde, Zeppeline, Flugzeuge, Rennwagen: 800 Jahre Butzweilerhof

Vom Bauernhof zum Reichsluftschiffhafen

Besucht man heute das Gewerbegebiet Butzweilerhof im Kölner Stadtteil Ossendorf, so lässt sich auf den ersten Blick nur schwer erahnen, dass man sich auf einem ehemaligen Flughafengelände befindet. Schon 1909 existierte hier ein herausragendes Zeugnis deutscher Ingenieurtechnik: Drei Luftschiffe hatten in einer 152 Meter langen, 50 Meter breiten und 30 Meter hohen Stahlkonstruktion Platz. Graf Zeppelin, der Erfinder der nach ihm benannten Luftschiffe, war mehrmals in Köln. Der damalige „Reichsluftschiffhafen Coeln“ entwickelte sich in den 30er Jahren schnell zu einem der bedeutendsten Flughäfen des Deutschen Reiches. 1957 endete die zivile Luftfahrt in Butzweiler mit der Inbetriebnahme des Flughafens Köln-Bonn. Trotz starker Neubebauung des Flughafengeländes haben sich neben Teilen des Beton-Rollfeldes, das Hauptgebäude mit Empfangshalle, der Betriebshof und die Flugzeughallen erhalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände bis1978 militärisch genutzt und danach entstand auf dem riesigen Flughafengelände ein Gewerbegebiet mit mehreren TV-Studios und großen Einkaufsmärkten. Die denkmalgeschützten Flughafengebäude blieben erhalten, bis der Unternehmer Andreas Dünkel – Kiesgruben- und Immobilienunternehmer und Autofan aus dem schwäbischen Schemmerhofen – mit der MOTORWORLD nach Köln kam und unter Denkmalschutzauflagen eine einzigartige Welt für Auto-Raritäten schuf.

Eröffnung vor fünf Jahren

Es war lange eine Baustelle, auf der wohl hundert Bauarbeiter werkelten, um bis zum 16. Juni 2018 eine für Köln einmalige Anlage in Sachen Automobilität fertigzustellen. Was da im ehemaligen Flughafen Butzweilerhof entstand, ist ein Werk der Extraklasse und lässt die Herzen von Autofans höherschlagen. Von Schumis Rennwagen bis zum Steakrestaurant und Hotelzimmer mit Autogarage neben den Betten wird alles geboten.

Köln mit automobiler Historie

Köln ist mit einer Vielzahl an Sehenswürdigkeiten die Stadt, in der die Historie der Automobilität zu Hause war. Pioniere in der Auto- und Motorenentwicklung haben hier ihre genialen Ideen entwickelt und umgesetzt: Nicolaus-August Otto, Karl Benz, Wilhelm Maybach, August Horch, Rudolf Diesel und Ettore Bugatti, um nur einige zu nennen. Firmen wie Ford, Dürkop, Citroen und Deutz haben hier Kraftfahrzeuge und Motoren gebaut. Rennfahrer wie Graf Trips, Stommelen, Schumacher und Soenius haben hier gelebt. Mit der Eröffnung der MOTORWORLD Köln-Rheinland im Nicolaus-August-Otto-Park am ehemaligen Flughafen Köln-Butzweilerhof wird an die automobile Historie der Domstadt erinnert.

Auf über 50.000 Quadratmetern entstand viel Platz für mobile Leidenschaft. Historische aber auch moderne Schätze der Mobilität hauchen dem ehemaligen Flughafen wieder Leben ein. Besitzer von Klassikern, Old- und Youngtimern bis hin zu Luxusautomobilen und Bikes haben die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge fachgerecht in Glasboxen unterzustellen.

Michael-Schumacher-Private-Collection

Die Familie Schumacher hat die private Sammlung des siebenmaligen Weltmeisters der Kölner MOTORWORLD als Leihgabe zur Verfügung gestellt: Die Michael-Schumacher-Private-Collection. Auf einer Fläche von über 1.000 Quadratmetern wird die weltweit größte Sammlung an Boliden und Erinnerungsstücken des erfolgreichen Rennfahrershrers gezeigt.

Führung durch die Motorworld

Die Sammlung kann kostenlos bis 22.00 Uhr abends besichtigt werden. Und so hat es mir riesigen Spaß gemacht, die VdM-Gruppe durch die Sammlung zu führen – immer mit ein paar Anekdoten aus der wohl einmaligen Karriere des Rennfahrers Michael Schumacher, der nicht weit entfernt von Köln zu Hause war.

Talentiert, aber kein Geld. Zwei Sponsoren, Gerhard Noak und Jürgen Dick, finanzierten die ersten Einsätze mit Go-Kart und Formel-Rennwagen. Schumi I fuhr mit luxemburgischer Lizenz, weil das billiger war. Der Stuttgarter Willi Weber erkannte das Talent und finanzierte F3-Einsätze für die Jahre 1988 und 1989. Für zehn Jahre sicherte er sich alle Vertragsverhandlungen für Michael Schumacher mit einem Anteil von zehn Prozent an den Einnahmen und verdiente gut daran. Danach war Schummi Werksfahrer bei Mercedes mit Gruppe C Rennsportwagen. Zusammen mit Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen und Fritz Kreuzpointner. 1991 überraschender Einsatz im F1-Team von Eddy Jordan mit etwas Mogelei. Debut in Spa-Francorchamps. Obwohl Schumi die Rennstrecke nicht kannte – was er dem Rennstallbesitzer Eddy Jordan nicht gesagt hatte –, war er im Training sensationell Siebter.

In der Ausstellung gezeigt wird auch das Brett unter dem Benetton-Rennwagen, das sich auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Spa durch ständiges Berühren des Streckenbelages so abnutzte, dass nach dem Rennen die vorgeschriebene Stärke nicht mehr vorhanden war. Zunächst war Michael Schumacher Sieger, dann erfolgte die Disqualifikation.

Nach dem Rundgang gab es noch Benzingespräche im Restaurant „Food Garage“.

Klaus Ridder