//„Nur“ 7.000 Biker auf der Nordschleife

„Nur“ 7.000 Biker auf der Nordschleife

Eigentlich wollte ich nach 66 Jahren Motoradfahrerei als Biker beim sogenannten „Anlassen“ meine letzte Runde auf der Nordschleife des Nürburgrings gedreht haben – doch meine Geschi, das ist seit 60 Jahren meine liebe Frau, riet wegen des schlechten Wetters davon ab. So besuchte ich die jährliche Eröffnungsveranstaltung der Biker-Saison auf dem Nürburgring nur mit dem Auto. Es gab viel zu sehen, es gab interessante Diskussionen rund ums Motorrad, es gab eine Präsentation von hochwertigen E-Motorrädern – nur das Highlight, die Runde über die Nordschleife, fehlte dann bei mir. Ich werde sie aber nachholen, sobald das Wetter hoch oben in der Eifel mal wieder besser wird.

Schon die Anfahrt zum Ring war abenteuerlich. Da tauchten mit vollem Scheinwerferlicht im Nebel ganze Horden von Motorradfahrern auf und wie diese merkten, dass ich sie fotografiere, gab’s sogar noch einen „Wheelee“ als Zugabe. 

Erstmals nach drei Jahren

Erstmals seit 2019 konnten die motorisierten Zweirad-Fans wieder zum Nürburgring geladen werden. In den Jahren 2020 und 2021 fiel die Traditionsveranstaltung, mit der die Motorrad-Saison seit vielen Jahren auf dem Nürburgring eröffnet wird, wegen Corona aus. Im letzten Jahr lag 20 Zentimeter Schnee hoch oben in der Eifel (über 600 m hoch) und in diesem Jahr wäre das „Anlassen“, so die Bezeichnung der Veranstaltung durch die Biker, fast wegen Nebels ausgefallen. Doch der Veranstalter wollte die Teilnehmer, die teilweise von weither angereist waren, nicht enttäuschen. Schließlich hatte man das Programm schon lange geplant. Aber statt der sonst üblichen 15 000 Biker (erwartet waren sogar 20.000) waren wegen des schlechten Wetters nur 7.000 gekommen – aber das ist ja auch noch eine stattliche Zahl.

Höhepunkt war dann der ökumenische Gottesdienst unter freiem Himmel mit der evangelischen Pfarrerin Claudia Rössling-Marenbach und dem Weihbischof Michael Peters sowie Pastor Klaus Kohnz. Der Segen Gottes sollte die Biker schützen, so interpretierte Claudia Rössling-Marenbach den Segen am Ende des Gottesdienstes. Im Anschluss daran ging es dann über die 21 km lange Traditionsrennstrecke Nordschleife in gemütlicher Fahrt – bei etwas weniger Nebel.

Viel Programm für wenig Geld

Organisiert hatte alles die Nürburgring GmbH, unterstützt von vielen freiwilligen Helfern.  Alle Parkplätze rund um den Ring und auch die Teilnahme selbst war kostenfrei. Es gab sogar für jeden Teilnehmer ein spezielles Bändchen mit Eintrittskarte zum Fahrerlager, eine schöne Erinnerung für zuhause.

Im südlichen Bereich des Fahrerlagers präsentierten sich 25 Aussteller und das Deutsche Rote Kreuz war mit einem Blutspendebus vertreten. Man benötigt täglich 14.000 Blutspenden in Deutschland. Trotz aller medizinischen Fortschritte kann Blut nicht künstlich hergestellt werden. Eine Bluttransfusion ist für viele Menschen die einzige Überlebenschance – natürlich auch für Biker und andere Verkehrsteilnehmer nach Unfällen.

Mit dabei bei den Ausstellern war auch der TÜV Rheinland. Man konnte hier die Auspufflautstärke messen lassen. Das ist ja ein Übel, weil die Biker selbst oftmals mehr Krach mögen – nicht aber die Anwohner von Motorradstrecken.

Apropos Motorradstrecken: Der Bundesverband der Motorradfahrer (BDMF) setzt sich gegen Sperrungen von sogenannten Motorradstrecken ein, ermahnt allerdings auch die Biker, sich auf den Zweirädern gesittet zu benehmen. Hierzu ist zu bemerken, dass es im Umfeld des Nürburgrings für die Anwohner nicht angenehm ist, insbesondere an Wochenenden, den oft unzulässigen Krach der Biker zu hören. Man muss nicht unbedingt mit hochdrehendem Motor durch die Dörfer fahren. Wer sich austoben möchte, der kann eine oder mehrere Runden über die Nordschleife für 35 € pro Runde fahren – das macht Spaß und die Zuschauer am Streckenrand freuen sich.

Gemütliche Touren durch die Eifel bietet der zertifizierte Motorrad TourGuide Mike Schwarzrock aus Lohmar an. Er arbeitet mit den regionalen Touristik-Büros zusammen. „Die Strecken, die ich fahre, kennt kaum jemand“, so der Edelbiker aus Lohmar (www.tourguide-eifel-motorrad.de).

Unter den Ausstellern war auch eine Firma aus Lohmar/Siegburg. Sie bot E-Motorräder Made in Italy an. Die einfachste Maschine ist für etwa 22.500 € zu haben, die Luxusausgabe kostet dann schon über 40.000€. Reichweite etwa 400 km  – das reicht für eine Sonntagstour. Abgedrosselte Höchst-geschwindigkeit 240 km/h.

Auch ein Leistungsprüfstand war unter den Anbietern. Für 20 € konnte man sein Motorrad testen lassen, ob die im Fahrzeugschein angegebene Leistung stimmt.

Kinder hatten ihren Spaß, mal auf einer Maschine des Malteserhilfsdienstes zu sitzen und das Blaulicht anzuschalten. Auch Bikes für Bambinos waren zu bewundern. Früh übt sich, wer später mal große Maschinen fahren will.

Edle Maschinen im Fahrerlager

Nach der Anfahrt, übrigens viele Teilnehmer kamen aus den Nachbarländern Belgien und Niederlande, erfolgte die Zufahrt zum Sammelplatz im neuen Fahrerlager durch das historische Fahrerlager und dann durch den Tunnel zum Sammelplatz.

Da standen sie nun, die unterschiedlichsten Typen von Zweirädern: Eine alte BMW-Beiwagenmaschine aus dem Jahre 1935, eine vollverkleidete BMW-Tourenmaschine oder halt nur ein paar Tourenmotorräder oder sonstige Maschinen. Eine wohl einzigartige Vielfalt an Motorrädern. Es machte riesigen Spaß, da einfach mal durchzugehen und zu gucken.

Das Besondere war es aber auch, dass der Nebel die Bikes verdeckte und selbst das Foto vom TÜV-Turm verschwand zunächst im Nebel – konnte dann aber mit den Hilfsmitteln eines Computers so hergerichtet werden, dass das riesige Feld der Motorräder zu sehen war.

Termin für das nächste Jahr schon mal vormerken: Es wird wieder das erste Aprilwochenende 2024 sein.

Klaus Ridder

Hinweis

Wer mehr über Motorräder und Rennmaschinen erfahren möchte, für den biete ich eine Führung durch die über 100 Jahre alte AWD- Motorradfabrik mit Museum in Ratingen Breitscheid am 22. April um 17.00 Uhr an. Anmeldung an gefahrgutridder@t-online.de ;Tel. 02241 120 1863