In der Rangliste der absatzstärksten Automobilhersteller belegte Toyota auch 2022 den ersten Platz. Einschließlich der Nutzfahrzeugtochter Hino konnte der japanische Konzern knapp 10,5 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Trotz Halbleiterkrise, Lieferengpässen und den Folgen von Coronapandemie und Ukrainekrieg sank der Absatz nur minimal um 0,1 Prozent.
Allein auf die Kernmarke Toyota entfielen 8,9 Millionen Pkw, das ist ein Plus von einem Prozent. Die Tochtermarke Daihatsu steigerte sich um fünf Prozent auf 770.000 Einheiten. Der Kleinwagenspezialist hat sein Standbein zwar auf dem heimischen Markt, konnte 2022 seine Exporte jedoch um 25 Prozent ausbauen. Federn lassen musste die Premiummarke Lexus, die mit einem Minus von 18 Prozent zum Sorgenkind des Konzerns wird.
Toyota bietet seit längerem eine breite Antriebspalette an, die von Verbrennungsmotoren über Erdgas bis zum Wasserstoff reicht. Mit dem seit 1997 gefertigten Prius gilt Toyota als Hybridpionier der Branche und mit dem 2014 erschienenen Mirai auch als Vorreiter in Sachen Brennstoffzelle. Beim vollelektrischen Fahren liegt Toyota jedoch im Hintertreffen. Während die Konkurrenz aus China, Europa, den USA und teilweise auch auf dem japanischen Heimatmarkt schon länger auf reine Stromer setzt, kommt Toyota erst jetzt rein elektrisch in Gang; seit dem vergangenen Jahr wird der batterieelektrische Erstling BZ4X angeboten. Dafür experimentiert Toyota mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren und arbeitet am Einsatz von Brennstoffzellen zur Energieversorgung beispielsweise von Häusern.
Ein Kuriosum am Rande: Toyota bietet immer noch den Land Cruiser zum Kauf an. Der Geländewagen lief das erste Mal 1951 vom Band und ist bis heute mit Leiterrahmen, Starrachse hinten, Allradantrieb und Untersetzungsgetriebe mit Sperren sowie Turbodieselmotor unterwegs.
Der japanische Konzern kam insgesamt besser mit der globalen Krise zu Recht als die meisten Wettbewerber. So wuchs der Abstand zu Volkswagen als weltweit zweitgrößtem Autobauer auf 2,2 Millionen Einheiten. Der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern (inklusive der Nutzfahrzeugholding Traton) brachte im vergangenen Jahr 8,3 Millionen Fahrzeuge an den Mann und die Frau und musste damit einen empfindlichen Rückgang in der Käufergunst um sieben Prozent hinnehmen. Insbesondere die Chipkrise machte Volkswagen zu schaffen. Die Zahl der verkauften reinen Stromer wuchs nur um ein Viertel, während sie sich im Vorjahr verdoppelt hatte.
Luxusauto gehen gut
Die Kernmarke VW erlitt 2022 ein Minus von sieben Prozent und Škoda von 17 Prozent. Seats Verkauf knickte um 18 Prozent ein, obwohl die sportliche Submarke Cupra ihren Absatz verdoppeln konnte. Der Premiumhersteller Audi musste 2022 einen Absatzrückgang um vier Prozent einstecken. Allerdings lief das Europa- und noch mehr das Deutschlandgeschäft glänzend. Letzteres endete mit einem Absatzplus von 19 Prozent, in erster Linie durch den Verkauf von E-Autos hervorgerufen. Die Sportwagenschmiede Porsche kann eine Verkaufssteigerung um drei Prozent präsentieren. Gemäß dem allgemeinen Höhenflug bei der Nachfrage nach Luxusautos können auch VWs Edelmarken Bentley und Lamborghini kräftige Pluszahlen vermelden.
Auf Platz drei der weltgrößten Autobauer konnte sich 2022 Hyundai mit Kia vorschieben. 6,85 Millionen verkaufte Automobile bedeuten eine leichte Steigerung zum Vorjahr. Der südkoreanische Konzern überholte die Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi, die fast ein Fünftel weniger Käufer fand (6,2 Millionen). Obwohl die rumänische Renault-Tochter Dacia mit ihren günstigen Modellen weiter in der Erfolgsspur fährt (plus sieben Prozent), wirkte sich der kriegsbedingte Verlust von Renaults Russlandgeschäft und die Aufgabe von Lada ähnlich negativ aus wie Nissans Exportschwäche (minus 23 Prozent). Mitsubishis Verkäufe gingen um drei Prozent zurück.
Knapp hinter der französisch-japanischen Allianz könnte sich mit schätzungsweise 6,1 Millionen Einheiten Stellantis behaupten, wie aus Prognosen hervorgeht. Die große Stellantis-Markenfamilie mit Chrysler, Citroën, Fiat, Jeep, Maserati, Opel, Peugeot & Co. hätte demnach 2022 ein Minus von 400.000 Einheiten eingefahren.
Der US-Autohersteller Ford, 2021 hinter Honda auf Platz acht, konnte im vergangenen Jahr endlich wieder die Marke von vier Millionen verkauften Autos überschreiten. In Nordamerika, wo insgesamt jedes zweite Ford-Modell verkauft wird, kletterte der Absatz um 16 Prozent nach oben und in Europa um 14 Prozent. Auf dem alten Kontinent sticht Ford vor allem durch ein gutes Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen hervor, auf die sich die US-Amerikaner hier künftig stärker konzentrieren wollen.
BMW war auch im vergangenen Jahr der zweite deutsche Konzern in der internationalen Top Ten der Autohersteller und folgt direkt auf Ford und Suzuki. Der in München ansässige Konzern lieferte 2,4 Millionen Autos aus, was einem Rückgang zum Vorjahr um fünf Prozent entspricht. An reinen Stromern verkaufte die BMW-Gruppe doppelt so viele wie 2021. Die Stammarke BMW verschlechtere ihre Verkaufszahlen um fünf Prozent, und die Kleinwagentochter Mini, die zu einer E-Auto-Marke umgewandelt wird, büßte drei Prozent der Kunden ein, während mit den britischen Luxuskarossen von Rolls-Royce der Absatzrekord des Vorjahres um gut acht Prozent übertroffen wurde.
Tesla etabliert sich – und hat Probleme
BMW liegt zwar im Absatz immer noch vor dem Erzrivalen Mercedes-Benz aus Stuttgart, doch die Schwaben konnten mit einem geringfügigen Jahresminus in Höhe von einem Prozent auf 2,0 Millionen verkaufte Modelle den Abstand zu den Bayern verringern. Vor allem Luxusmodelle wie von Mercedes-Maybach wurden stark nachgefragt. Bei den vollelektrischen Fahrzeugen wurde der Vorjahreswert um 125 Prozent übertroffen. Smart ist in dieser Rechnung nicht enthalten. Der Hersteller von Kleinwagen mit reinem Elektroantrieb wurde in ein Partnerunternehmen ausgelagert, das der Mercedes-Konzern zusammen mit einem seiner beiden chinesischen Anteilseigner, dem Autokonzern Geely, betreibt. Die Smart-Fertigung erfolgt nunmehr im Reich der Mitte.
Tesla hat sich 2022 endgültig in die Liga der großen Autokonzerne katapultiert. Der US-amerikanische E-Auto-Hersteller verkaufte mit weltweit 1,3 Millionen Personenwagen 40 Prozent mehr als 2021. Dieser Höhenflug findet auch im neuen Jahr seine Fortsetzung, in Deutschland mit Rekordwerten im Januar. Allerdings blieb das Verkaufswachstum 2022 unter den eigenen Erwartungen, weshalb die Anleger an der Börse für einen Einbruch des Aktienkurses sorgten. Dazu trugen drei weitere Faktoren bei: mangelnde Qualität der Fahrzeuge, immer neu auftauchende Probleme bei dem Assistenzsystem mit der irritierenden Bezeichnung „Autopilot“ sowie der umstrittene Führungsstil des Konzerneigentümers Elon Musk und seine Übernahmestrategie bei dem Soziale-Medien-Dienst Twitter.
Olaf Walther/Kristian Glaser (kb)
Foto: Toyotas Hybrid-Fahrzeuge (Toyota)