Eigentlich wäre 2022 schon die 50.Veranstaltung gewesen, doch Corona bedingt gab es eine Pause und so war es nur die 49. Ausgabe der wohl größten Oldtimerveranstaltung in Europa mit 500 Rennwagen am Start.
Im Mittelpunkt stand diesmal die Marke Ferrari, einmal mit einer Präsentation außergewöhnlicher Autos aus Maranello und dann sogar mit einer eigenen Rennserie. Dann die wohl einmalige Show des legendären Typs 156 (Stichworte sharknose und Graf Trips), den es eigentlich schon nicht mehr gab, der aber wiederauferstanden ist.
Nach der Corona-Pause freuten sich 30.0000 Besucher, Rennteams und Rennfahrer, dass es wieder losging. Oldtimerurgestein Johannes Hübner und der AvD hatten eine wohl einmalige Veranstaltung organisiert, von Freitag (12.8.2022) bis spätabends am Sonntag fanden 26 Rennen statt, hinzu kamen die Qualifyings und Präsentationen verschiedener Marken.
Erster Höhepunkt war der „Track-Day“ am Freitag auf der legendären Nordschleife. Da konnte auf der speziell für die Oldtimer abgesperrten und besonders gesicherten historischen Rennstrecke ordentlich Gas gegeben werden. Zur Erinnerung: Auf der über 20 km langen Nordschleife wurden bis 1976 Formel 1-Rennen gefahren, bis es einen Feuerunfall mit Niki Lauda gab und eine neue Rennstrecke mit hohen Sicherheitsanforderungen gebaut wurde. Übrigens, alle Rennen im Rahmen des Oldtimer Grand Prix wurden auf dieser sogenannten Grand Prix Rennstrecke (Streckenlänge 5,4 km). gefahren.
Fahrerlager für Besucher offen
Für die Besucher war ein Besuch des Fahrerlagers bei einem Ticketpreis von 79 Euro fürs Wochenende inbegriffen. Da konnte man im alten 1927 erbauten Fahrerlager in den historischen Boxen alte Rennwagen bestaunen oder auch im neuen Fahrerlager, das vom alten Fahrerlager durch einen Tunnel getrennt ist, die Zeltstädte der Rennteams mit den Oldtimern neuerer Baujahre anschauen.
Einzelne Teams boten auch Autogrammstunden an, so war auch Kurt Ahrens (Gewinner des 1.000 km-Rennens 1970) aus Braunschweige dabei, der sein kürzlich erschienenes Buch signierte.
Im alten Fahrerlager verkaufte der Stuttgarter Galerist Conny Constantin gemalte Bilder aus der Rennsportszene (so auch ein neues Gemälde, auf dem die Ferrari-Monteure den Rennwagen als Frühstückstisch benutzen und dabei auch noch Rotwein trinken) und im neuen Fahrerlager war es Kikki H., die selbstgemalte Bilder und Accessoires für Motorsportfans anbot.
Eine Art „Motorsport-Messe“ gab es auf dem Ring-Boulevard. Hier konnten Bilder, Bücher, Sticker, Modelle und praktisch alles, was der Fan braucht, erworben werden.
Rennbetrieb vom Allerfeinsten
Man sollte meinen, dass die wertvollen Oldtimer, die oft mehrere Millionen Euro kosten, behutsam um den Grand Prix Kurs bewegt werden. Dem war aber nicht so! Da wurde wie bei aktuellen Rennen hart gegeneinander gekämpft. Manchmal waren auch Profis am Steuer, so gab es am Sonntag beim Lauf der „Masters Racing Legenden F1 cars 1966-1985“ einen Kampf um die Spitze, den der ehemalige Sport- und Tourenwagen-Pilot Marco Werner auf einem 1981er Lotus knapp vor einem McLaren gewann.
Dabei waren in anderen Klassen ehemalige DTM-Champions wie Olaf Manthey, Volker Strycek oder Roland Asch, aber auch Gewinner des 24h-Rennens wie Frank Stippler. Auch der bayerische Adel mit Prinz Luitpold von Bayer war in der Klasse „DTM-Classic Cup“ dabei.
Ferrari 156 – ein Rennwagen mit Geschichte
Ganz besonderes Interesse galt dem Ferrari Typ 156 mit dem 1961 Wolfgang Graf Berghe von Trips fast F1-Weltmeister geworden wäre. Doch im entscheidenden Rennen am 10. September 1961 verunglückte Graf Trips in Monza tödlich und sein Stallkollege Phil Hill wurde Weltmeister.
In der Saison 1961 war der 1,5 Liter Rennwagen aus Maranello der Konkurrenz haushoch überlegen, doch ein Jahr später wendete sich das Blatt und Weltmeister wurde Graham Hill auf einem englischen BRM. Darüber war der eigenwillige Enzo Ferrari so verärgert, dass er alle sechs vorhandenen Rennwagen zerstören und sogar einbetonieren ließ. Es gab also kein Exemplar mehr. Allerdings waren einige Motoren und Getriebe noch vorhanden.
Ende der 90-iger Jahre tauchte eine Filmattrappe auf, die der Musiker Chris Rea für einen Film über Graf Trips bauen ließ. Obwohl es sich nur um eine Filmattrappe handelte, löste dieser Wagen eine Welle der Begeisterung aus. Als Folge wurde vom Belgier Jan Biekens eine Replika mit Original- Motor und Getriebe in Auftrag gegeben, die der heutige Besitzer Jason Stuart Wright erwarb und sogar noch ein zweites Exemplar nachbaute.
Und einer dieser seltenen Exemplare war am Nürburgring zu bestaunen und drehte mit dem ehemaligen F1-Rennfahrer Artura Merzario (Stichwort Lauda Retter 1976) im Rahmen des Wolfgang Graf Berghe von Trips Memorial einige Runden. Wow! War das ein Erlebnis. Arturo Merzario war sichtlich stolz darauf, dieses seltene Exemplar fahren zu dürfen und lies sich gerne mit Auto und Rennwagen fotografieren.
Klaus Ridder