//Rennfahrertalent Kurt Ahrens wurde 80

Rennfahrertalent Kurt Ahrens wurde 80

Kurt Ahrens mit seinen Söhnen Mike und Alf im Fahrerlager im August 2017 – Sohn Mike   fährt in dritter Generation Autorennen, Foto: Archiv Ridder

Im Fahrerlager des Nürburgrings treffe ich Kurt Ahrens (jun.). Wer erinnert sich noch an „Kurtchen“, wie er auch genannt wurde? Er war einer der talentiertesten Rennfahrer der 60er Jahre. Er war es, der den anfangs unfahrbaren Porsche 917 überhaupt siegfähig machte und mit Vic Elford gewann er 1970 das damals berühmte 1000 km Rennen auf dem Nürburgring. Er war der „König der Südschleife“. Aus dem Kurt Ahrens jun ist mittlerweile auch ein Senior geworden und dieser Senior feierte am 19. April 2020 seinen 80.Geburtstag. Heute fährt die dritte Generation Ahrens Rennen, mit Unterstützung des Vaters. Zur Erinnerung: auch der Vater des heute 80 jährigen hieß mit Vornamen Kurt und fuhr Rennen. Und so gab es in den Programmen jeweils einen Kurt Ahrens sen. und Kurt Ahrens jun.

Senior und Junior fuhren gegeneinander

Kurt Ahrens sen. war Schrotthändler in Braunschweig und fuhr an den Wochenenden Rennen, meistens Formel 3 und Formel 2. Sohn Kurt kam so frühzeitig mit dem Motorsport in Kontakt und hatte mit 18 sein erstes Rennen. Beide fuhren viele Rennen gegeneinander. Es dauerte nicht lange, da war der Junior schneller als der Senior. Beide waren reine Privatfahrer, Sponsoren gab es nicht. Gleichwohl fuhr Kurt Ahrens jun. immer vorne mit und war insbesondere auf der Südschleife des Nürburgrings saumäßig schnell unterwegs. 

Porsche-Rennleiter Huschke v. Hanstein erkannte schnell das Talent und setzte den Junior-Ahrens auf Werkswagen ein, so gewann Kurt Ahrens jun. zusammen mit Vic Elford das berühmte 1000 km-Rennen 1970 auf einem Porsche 908/3, das war die verkürzte Version des Porsche Rennsportwagen für kurvenreiche Strecken wie Nürburgring und Targa Florio.

Die Autogrammkarte erinnert an die Erfolge in den 60iger Jahren

Wichtig war der elterliche Betrieb und montags nach einem Rennen musste wieder gearbeitet werden, darauf legte der Seniorchef großen Wert. Ein Vertrag als permanenter Werksfahrer, das kam zunächst überhaupt nicht in Betracht. Auch der Einstieg in die Formel 1 war nicht vorgesehen. Gleichwohl bekam „Kurtchen“, die Möglichkeit, 1968 mit deutschen Sponsorgeldern im Werksteam von Jack Brabham beim Großen Preis von Deutschland zu fahren. Das war das berühmte Regenrennen mit Jacky Stewart als Sieger. Er brachte das ihm unbekannte Auto ohne Blessuren über die volle Renndistanz und wurde Zwölfter, war zwischenzeitlich sogar mal Siebenter – bis es technische Probleme gab.

Hohes Risiko und Ausstieg

Nach 13 Jahren Motorsport hörte Kurt Ahrens im Alter von 30 Jahren plötzlich auf. Dabei mag mitgespielt haben, dass das Risiko im Cockpit hoch war. In den 60er Jahren und auch noch Anfang der 70er waren die Rennen lebensgefährlich. Leitplanken, Auslaufzonen, Kiesbetten, Feuerschutz gab es kaum. Mehr als ein ganzes Starterfeld der Ahrens-Zeit ist tödlich verunglückt. Jochen Rindt und Jim Clark, Gerhard Mitter und Jo Siffert, Lorenzo Bandini und Joe Schlesser, Lucien Bianchi und Piers Courage, Petro Rodriguez und Rolf Stommelen, Paul Hawkins und Mike Spence. Ahrens, der 1958 in der damaligen Formel 3 (500 ccm Hubraum) mit einem Cooper seine ersten Rennen gewann, galt jahrelang als ausgesprochener Formelwagenspezialist. Dreimal war er Deutscher Meister (1961, 1963 und 1965), einmal Europapokalsieger (1967) und nur „nebenher“ fuhr er zum Taschengeldverdienen Werkswagen von Abarth und BMW. Doch internationale Anerkennung erntete er in den beinharten Rad-an-Rad-Duellen der Formel 2, in der damals auch stets die Formel 1 Cracks mitmischten. Jack Brabham bot ihm dann 1968 für den GP von Deutschland einen Formel 1 an. Ahrens sagte zu, erklärte aber gleich, dass die Formel 1 für ihn kein Dauerthema sei. Ein ungewöhnliches Statement für einen 28jährigen.

Kurt Ahrens heute

Am legendären und später sehr erfolgreichen Porsche 917 war Kurt Ahrens maßgeblich beteiligt . Hier mit Ex-Rennfahrer Willi Kauhsen; Foto: Ridder

Im Gespräch berichtet Kurt Ahrens über seine heutigen Aktivitäten in Sachen Motorsport. Der nunmehr 80jährige ist praktisch immer unterwegs, er ist gerngesehener Gast bei historischen Motorsportveranstaltungen, denn der Name Kurt Ahrens ist im historischen Motorsport immer noch sehr bekannt.

Ahrens erzählt: „Meine Verbindungen zum Ring sind aktuell. Ich bin immer mal wieder mit meinen Söhnen am Ring. Fahre heute selbst nicht mehr auf der Nordschleife, möchte sie in Erinnerung behalten wie sie 1970 war. Sehe im Fernsehen wie sie sich verändert hat, damit auch große Boliden ohne großes Risiko fahren können! Das ist keine Herausforderung mehr! Mein besonderes Erlebnis am Ring ist der Sieg 1970 beim 1000 Km Rennen auf Porsche 908/3 mit Vic Elford. Wir bekamen den Goldenen Nürburgring Ring, hat nicht jeder. Ich interessiere mich auch heute noch für den Motorsport, bin ja immer mittendrin. Mit Hans Herrmann (ehemaliger F1 Fahrer und 92 Jahre alt) treffe ich mich immer mal wieder.“

Jahrzehntelang scheute Kurt Ahrens die Medien, das ist heute anders. Gern ist er bei historischen Rennveranstaltungen dabei oder unterstützt seine Söhne bei Rennen um den Renault Clio Cup. Schade, dass er in seiner aktiven Zeit den Sprung in die Formel 1 ablehnte. Es wäre bestimmt mehr aus ihm geworden!

Klaus Ridder