Wenngleich bereits Mitte Januar die InterClassics in Maastricht viele Oldtimerfreunde lockt, gilt doch für viele Enthusiasten die Bremen Classics immer noch als Saisonauftakt der Schrauberszene.
Weit über 45.000 technisch Interessierte fanden in diesem Jahr den Weg in die Messe Bremen, wo sie vom 31. Januar bis 2. Februar in allen Hallen mit Schraubern, Veredlern und Restaurierern ins Gespräch kamen, sich Tipps geben lassen oder Kniffe abschauen konnten.
Neben den teppichgefliesten Ausstellungsplätzen renommierter Händler in den beheizten Hallen, war das komplette Parkhaus zu einem „Oldtimer-Autohaus“ geworden. Auf vier Etagen konnten sich die Besucher die Angebote privater Verkäufer ansehen. Für die 738 Aussteller ist die Messe ein Trendindikator, bei welchen Modellen Interessenten zu welchen Preisen zuschlagen und in welche Richtung sich das Interesse entwickelt.
Um Neueinsteiger anzulocken, förderte die Messe Bremen in diesem Jahr Verkäufer von Old- und Youngtimern, die Fahrzeuge mit besonders geringer Laufleistung meist unrestauriert und in top Verfassung anboten. Hier fand man Omas 30 Jahre alten Kadett mit nur 8.300 km Laufleistung, einen seltenen VW Brasilia aus zweiter Hand oder einen FIAT X1/9 in erstaunlich gutem Originalzustand.
Die Ausstellung „Rivalen“ stellte Fahrzeuge gegenüber, die zu Ihrer Zeit um die Käufergunst rangen und somit auf dem Markt konkurrierten: Capri gegen Manta, Opel Rekord gegen Ford Taunus oder Käfer gegen DKW Junior. Eine Sonderschau in Halle 1 zelebrierte 70 Jahre Motorrollerkultur in Deutschland. 20 Exponate – vom Bastert-Einspurauto über die Vespa PX bis hin zum erstmals in Deutschland ausgestellten Prototyp des BMW Concept Link– spiegelten urbane Mobilität auf zwei Rädern wider.
Alles in allem ein gelungener und kurzweiliger Auftakt, für den ein Besuchstag eigentlich viel zu knapp ist. Am Ende fiel doch eines deutlich auf: Angeregt durch die vielen Diskussionen über Oldtimer in Großstädten und die Konsequenzen des Klimawandels zeigt sich der Markt weitaus verhaltener als in den letzten fünf Jahren. Insbesondere die Publikumslieblinge, wie frühe Porsche 911 wurden deutlich günstiger angeboten, wie zu ihrer Hochphase vor drei bis vier Jahren.
Der Trend der Modellauswahl spiegelt der Wandel in der Käuferstuktur wider: An den Ständen von Borgward, Lloyd oder Glas Club war der Altersdurchschnitt der Besucher höher als bei Fahrzeugen der „Generation Golf“. Die Oldtimer-Liebhaber freuen sich nun schon auf das nächste Highlight im Jahr: Die Techno Classica in Essen vom 25.-29. März 2020.
Text und Fotos: Ralf Hermanns