//Die IAA erfindet sich neu

Die IAA erfindet sich neu

Wo früher Blech und PS im Vordergrund standen, spielen heute umfassende Mobilitätsdienstleistungen die große Rolle. Allen und allem voran natürlich die großen Automobilhersteller, aber auch bekannte Digitalunternehmen und zahlreiche Start-ups zeigen, wo sich die Mobilität zukünftig lang bewegt. Dass es dennoch eine Menge Blech und ein paar (wenige) Premieren zu sehen gab, mag der immer noch innovationsfreudigen Industrie, aber auch den allgemeinen Besuchern, für die ab Samstag die IAA ihre Tore geöffnet hat, geschuldet sein.

Dem Besucher wird schnell klar: so disruptiv hat sich die Branche noch nie gezeigt. Car Sharing, autonoumes mobility und Electric Drive sind die Stichworte der Stunde. Beachtenswert: die Zahl der ausstellenden chinesischen Unternehmen hat nochmals zugenommen. Und: bei fast keinem der Hersteller aus dem Reich der Mitte fehlte ein elektrisch angetriebener SUV großen Kalibers auf dem Stand.

Noch vor der offiziellen Eröffnung der IAA am heutigen Donnerstag hat Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilhersteller (VDA), zum Start der IAA Conference am Mittwoch betont, dass Autos heute nicht mehr nach PS und Motorleistung bewertet werden, sondern nach Bits und Bytes. Und deshalb soll die IAA die wichtigste Messe für Mobilität werden. In der Eröffnungssession zum Konferenzprogramm diskutierten dann auch Ginni Rometty, CEO von IBM und Ola Källenius, CEO von Daimler, über die Mobilität von morgen. Rometty betonte, dass auch IBM in der Vergangenheit den Wandel vom Hardwareanbieter zum Softwaredienstleister gegangen wäre. Heute mache man nur noch zehn Prozent des Umsatzes mit Hardware.
Die Automobilindustrie müsse sich aber auch im Klaren sein, dass zwar vor mehr als 100 Jahren Männer wie Benz, Daimler und später Ford die Welt der Mobilität verändert hätten, heute die Herausforderungen ähnlich seien, nur mit anderen Playern. Daimler-Chef Källenius führte an, dass Daimler und IBM schon seit langem zusammenarbeiten, IBM als IT-Lieferant und Daimler als Kunde. Heute sei die Zusammenarbeit anders gelagert. Denn das weiß der Automobilmann: die Komplexität vieler Zukunftsthemen, wie zum Beispiel das autonome Fahren, zwingt die Entwickler zur Zusammenarbeit mit neuen Playern. Källenius betonte aber auch, dass man früher Software eingekauft und eingebaut habe, vor rund drei Jahren aber angefangen hätte, selber Softwarewissen aufzubauen, -in Softwareschmieden wie in Seattle, im Silicon Valley oder in Berlin. Trotzdem sei eine Kooperation von Digitalunternehmen und Automobilhersteller auf internationaler Ebene unumgänglich. Und deshalb, das sei am Rande erwähnt, ist die Sprache der IAA Conference auch ausschließlich englisch…

Mit ihren vier Säulen IAA Conference, IAA Exhibition, IAA Experience und IAA Career stellt sich die Branchenmesse neu auf. Man wird sehen, wie das Modell vom Fachpublikum, aber auch von den übrigen Besuchern aufgenommen wird. Und man darf gespannt sein, wie der VDA als Ausrichter der IAA das Konzept weitertreibt. Ein „Weiter so“ wie die Jahre zuvor wird es wohl nicht geben. Das sickerte auch aus den ersten Reaktionen der ausstellenden Hersteller und Zulieferer durch. Schauen wir mal, wann sich VDA-Präsident Bernhard Mattes dazu äußert. Spätestens auf der Abschlusspressekonferenz zum Messeende kommender Woche werden er und Pressechef Eckehart Rotter Rede und Antwort stehen müssen.
(bic)
Fotos: Bicker