//Bayerische Rennlegende: BMW M1

Bayerische Rennlegende: BMW M1

Eine automobile Legende lebt wieder auf. Nach vierzig Jahren trafen sich stattliche 15 BMW M1-Sportwagen anlässlich des DTM-Rennens auf dem Norisring in Nürnberg zu einem Revival wieder. Die Classic-Sparte der Bayerischen Motorenwerke AG war in gleichem Maß bestrebt, diese Legende der Rennpiste den vielen Motorsportfans zu präsentieren.

Der BMW M1entstand aus einer utopischen Stylingstudie des damaligen Chefdesigners Paul Bracq heraus und war unter gewissen Voraussetzungen für den Einsatz im Motorsport geplant. Die Entwicklung und der Aufbau des BMW M1 sollte nach Vorgabe der BMW-Konzernzentrale bei Lamborghini in Italien vollzogen werden. Nachdem sich dort aber Schwierigkeiten verschiedener Art häuften, übernahm die Stuttgarter Manufaktur Baur Karosserie- und Fahrzeugbau die Herstellung des vom Stardesigner Giorgio Giugiaro gezeichneten BMW M1. Um den Boliden, der im Jahr 1978 vorgestellt wurde, etwas nüchterner darzustellen, ließ BMW die bereits konstruierten Flügeltüren wegfallen und entschied sich für eine Einstiegsversion der konventionellen Art.

Eine Straßenversion für Otto Normalverbraucher

Um die für den Rennsport nötigen Homologationszahlen zu erfüllen, beschloss der Vorstand, eine kleine Serie einer Straßenversion des M1 parallel zur Rennversion in einer Stückzahl von 450 Einheiten zu produzieren, die an Privatpersonen verkauft wurden. Nachdem sich die offiziellen Engagements in der Deutschen Rennsport Meisterschaft verzögerten, ergab sich nach Verhandlungen mit den damaligen Formel-1 Bossen Bernie Ecclestone sowie Max Mosley eine Rahmenserie mit den M1 Sportwagen im Vorfeld einiger ausgewählter Grand Prix Rennen zu etablieren. Der Markenpokal mit dem Namen ‚Procar -Serie‘ oder ‚BMW-M1-Procar-Meisterschaft‘ war geboren. Dort fuhren in den Jahren 1979 und 1980 die fünf schnellsten Formel-1 Piloten gegen engagierte Privatrennfahrer. In Zolder (Belgien) fand das erste Rennen am 12. Mai 1979 statt. So gut wie alle Formel-1 Piloten – außer denen von Ferrari und Renault – erhielten die Startfreigabe und konnten im BMW M1 Procar ihr fahrerisches Können bei einer Drittel der zeitlichen Dauer eines Grand Prix unter Beweis stellen. Wohlklingende Namen wie Mario Andretti, Patrick Depailler, Emerson Fittipaldi, James Hunt, Jean-Pierre Jarier, Alan Jones, Jacques Laffite, Niki Lauda, Nelson Piquet, Didier Pironi, Clay Regazzoni und John Watson. Teo Fabi, Tiff Needell, Hans-Georg Bürger oder Michael Bleekemolen zierten die Seitenflanken der Procars.

Die Legenden leben

In Nürnberg trafen sich nun einige dieser M-Cracks von damals wieder. Allesamt etwas reifer und älter geworden, nur der Gasfuss war noch der Selbe wie vor rund 40 Jahren geblieben. Die Vorstellung am Nürnberger Norisring der BMW M1 Rennwagen wurde als Gleichmäßigkeitsprüfung im ausgewiesen. „Ein Hans-Joachim Stuck ist durch und durch ein Racer und gibt immer Gas“, meinte Jochen Neerpasch, der seinerzeit die BMW M GmbH gründete und in Nürnberg als ‚graue Eminenz‘ des Motorsports vor Ort war. Auf den heutigen Wert eines legendären und originalen BMW M1 angesprochen, meinten die meisten Piloten, dass man unter einer Million Euro keinen solchen Wagen mehr findet. Daher vermieden die heutigen Besitzer eines M1 kritische Rennmanöver und zügelten ihr Temperament. Lediglich eine kleine ‚Kampftruppe‘ mit den ehemaligen Formel-1 Fahrern Marc Surer aus der Schweiz, Hans Joachim Stuck und dem Niederländer Jan Lammers kristallisierte sich im Feld heraus. Ein infernalischer Sound begleitete die Revival-Fahrten am Nürnberger Norisring. Dieser ganz bestimmte Sound, aus dem der Motorsport seine akustische Würze bezieht, zog die Fans auf den Tribünen in den Bann. Für die vielen Besucher war das M1-Fahrerlager direkt unter dem Max-Morlock-Stadion das Ziel ihrer Begehrlichkeiten und deren Autogramm- und Gesprächswünsche von allen Teilnehmern gerne erfüllt wurden.

Zwischen 1979 und 1986 wurde auch bei den 24 Stundenrennen in Le Mans gefahren. Ebenso in der Deutschen Rennsport Meisterschaft (DRM), einem Vorläufer der heutigen DTM. Hier engagierte sich auch der heutige BMW-Repräsentant Leopold Prinz von Bayern recht erfolgreich. Als sich im Frühjahr 1980 herausstellte, dass BMW zukünftig Motoren für die Formel-1 baut, wurde die Weiterentwicklung des M1 sowie das damit verbundene Engagement in der Procar-Serie mangels finanzieller Mittel eingestellt.
Dennoch lebt die Legende weiter.

Text & Fotos: Eberhard Strähle (VdM)

Die technischen Daten:

Verkaufsbezeichnung: BMW M1
Produktionszeitraum: 1978 – 1981
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: Ottomotor
3,5 Liter (204 kW)
Länge: 4359 mm
Breite: 1824 mm
Höhe: 1138 mm
Radstand: 2560 mm
Leergewicht: 1300 kg