Die Deutsche Tourenwagenmasters (DTM) gastierte mal wieder im belgischen Zolder, nicht weit entfernt von der deutschen Grenze bei Aachen und es gab mit den neuen Motoren, mit dem neuen Einsteiger Aston Martin und auch den neuen Fahrern einige Überraschungen.
Eine weitere Überraschung fand schon lange vor dem zweiten Rennwochenende statt, man kam mit dem DTM-Tross wieder zurück auf die Traditionsrennstrecke, wo einst sogar Formel 1-Rennen stattfanden und 1984 sogar schon das erste DTM-Rennen. Eigentlich war es dann keine Überraschung, dass der DTM-Meister von 2017 Rene Rast wieder vorne mit dabei war und auch das Sonntagsrennen gewann – aber am Samstag fiel er wieder aus.
Die deutschen Fans lieben Zolder zumal die Anfahrt auch nicht allzu lang ist – von Köln fährt man etwa eine Stunde. Man parkt auch direkt an der Rennstrecke, allerdings nimmt die Gemeinde Zolder, die die Parkplätze vermarktet, auch zehn Euro für einen Parkplatz – aber Motorsport ist für die Fans ja auch nicht mehr billig. Gleichwohl, füreinen guten Tribünenplatz habe ich 44 Euro im Vorverkauf bezahlt einschließlich Fahrerlager, dagegen kann man nichts haben.
Die Rennstrecke ist alt und hat ein besonderes Flair – das Fahrerlager inmitten des Kurses ist für die Fans leicht zugänglich, vielleicht zu wenig Platz für die großen Renntransporter und auch kein Platz für die mittlerweile riesigen Hospitality der Firmen. So hatte der Reifenherstelle HANKOOK seine Gastronomie zu Hause gelassen.
Der 3,977 km lange Rennkurs befindet sich in einer leicht hügeligen Waldlandschaft zwischen der Autobahn Aachen – Antwerpen (A2) und dem Albert-Kanal Für die Zuschauer gibt es Naturtribünen – allerdings muss man über den vier Meter hohen FIA-Sicherheitszaun schauen. Ansonsten bietet das ‚Infield‘ genug Abwechslung mit einer Show-Tribüne, wo auch die Fahrerinterviews und Musikeinlagen stattfinden, und den üblichen ‚Fressbuden‘. Übrigens, die Fläche oberhalb der Boxen war frei zugänglich, da konnte der ‚normale‘ Rennbesucher beispielsweise die Startaufstellung von oben betrachten. Misslich, dass es nur zwei große TV-Bildschirme gibt – das ist zu wenig, um das Rennen zu verfolgen.
Pressekonferenz bei HANKOOK
Schon um 8.45 Uhr war die erste Presskonferenz beim alleinigen Reifenlieferanten der DTM, der südkoreanischen Firma HANKOOK, angesetzt. Nur wenige Journalisten waren erschienen – das war den Kollegen wohl doch zu früh? Aber, das hatte auch Vorteile – man kann dann mehr Fragen stellen. So entwickelte sich die ‚Pressekonferenz‘ eigentlich mehr zu einer interessanten ‚Plauderstunde‘ auf hohem Niveau. Von HANKOOK anwesend waren der Direktor für Renneinsätze in Europa Manfred Sandbichler, der Direktor für die DTM Felix Kinzer und Renningenieur Thomas Baltes.
Hankook liefert für alle Teams und für alle Rennen zwei Reifentypen: Einen Trockenreifen (Slick) und einen Regenreifen. Die Reifen werden in Südkorea für alle Rennserien gefertigt und kommen in temperierten Frachtcontainern über Hamburg nach Europa. Die Renningenieure sammeln Erfahrungen bei den ersten Trainingssitzungen und geben den Teams Ratschläge. Für Zolder lagen noch keine Erfahrungen aus den Vorjahren vor. Auch war aufgrund der neuen Motoren mit etwa 100 PS mehr Leistung eine höhere Beanspruchung der Reifen zu erwarten. Beides zunächst Unsicherheitsfaktoren, die berücksichtigt werden mussten. In Zolder kam noch ein Problem hinzu, die Curbs waren scharfkantig und ein Überfahren konnte zu Reifenschäden führen. So kam der Ratschlag an die Teams und Fahrer, nicht über die Curbs zu ‚räubern‘.Alles ging gut, es gab keine Reifenschäden im gesamten Rennverlauf.
Rene Rast – der DTM Ausnahmepilot
Es hat lange gedauert, bis Rene Rast im fortgeschrittenen Alter von fast 30 Jahren in die DTM kam – zunächst als Ersatzfahrer bei AUDI. Doch dann kam schon im ersten DTM-Jahr 2017 der Erfolg. Rene Rast wurde auf Anhieb DTM-Meister und verpasste 2018 nur knapp den Titel. Vor Zolder, auch das ist Rekord, hatte er von acht aufeinanderfolgenden Rennen immerhin sieben gewonnen. In Hockenheim beim Saisonstart gab es am beim Samstagrennen einen Ausfall durch Motorschaden – aber dann am Sonntag einen Sieg. Das sollte sich in Zolder wiederholen: Ausfall und Sieg für den sympathischen Rene Rast. Vielleicht noch eine Anmerkung: Der schwedische Altstar Mattias Ekström hatte leider Ende 2017 die DTM verlassen – er war sauschnell und medienwirksam. Das hat Rene Rast mittlerweile auch schon erreicht er folgt in die Fußstapfen des charismatischen Schweden Ekström: Sauschnell und sympatisch. Solche Männer braucht die ansonsten oft farblose DTM.
Auffallend in der Fahrerbesetzung der DTM ist der Altersunterschied, da gibt es mit 20 Jahren den Südafrikaner Sheldon van der Linde und mit 36 Jahren den Oldie Jamie Green. Die Sensation dann beim Qualifying am Sonntagmorgen, der jüngste Fahrer van der Linden stand beim vierten Rennen seiner jungen Karriere auf der Pole, neben ihm der Seriensieger Rene Rast. Im Rennen wurde der ‚Rookie‘ immerhin Fünfter. Ein weiterer Rookie, der Engländer Jake Dennis fuhr den neuen Aston Martin und wurde sensationell Sechster. Die DTM ist eine anspruchsvolle Rennserie ist, wo die Fahrer selbst über Sieg und Niederlage entscheidend mit beitragen – nicht so wie in der Formel 1, wo es eine Dreiklassengesellschaft gibt.
Philipp Eng zweimal auf dem Treppchen
Zieht man Bilanz beider Rennen am Samstag und Sonntag, dann ist Philipp Eng aus Österreich der Sieger, er gewann das turbulente Rennen am Samstag nach einer Safety-Car-Phase und wurde am Sonntag Zweiter. Nach Zolder führte er nun mit fünf Punkten die DTM-Tabelle an.
Wie schon erwähnt, gab es für das neue Team Aston Martin gute Plätze unter den ersten zehn und diese Autos sind auch noch besonders schön. Leider hatte der ehemalige Formel 1-Fahrer Paul die Resta Probleme mit dem Motor und konnte am Sonntag nicht starten. Aber, alle Achtung, das neue Team schlägt sich auffallend gut und wenn das Motorenproblem des neuen Autos gelöst ist, dann kommen auch Siege in Frage. Noch eine Anmerkung zur Internationalität der Fahrer: Die ersten 10 Fahrer am Sonntag kamen aus 9 verschiedenen Nationen!!
Resüme
Die DTM 2019 mit stärkeren Motoren und dem Neueinsteiger Aston Martin und dem Ausnahmefahrer Rene Rast bot Motorsport vom Allerfeinsten – nur in Deutschland bekam das kaum jemand mit.
Klaus Ridder