Sechs Erwachsene, Gepäck für ein langes Wochenende, und das auch noch äußerst sicher und komfortabel über mehrere hundert Kilometer, das ist schon eine Herausforderung an einen Van. Wir haben die Aufgabe gestellt und dazu eine V-Klasse von Mercedes-Benz ausprobiert.
Sechs Erwachsene, alles altgediente Motorjournalisten, stehen vor dem Van, einer V-Klasse 250 d. Trotz seinen 5,14 m wirkt das Auto nicht besonders protzig. Reicht der für uns? Zuerst wird mal das Gepäck verstaut. Die Heckklappe öffnet sich elektrisch per Fernbedienung (zum Glück nicht über Fußkontakt mit verrenkten Gliedern!), vor uns öffnet sich ein Gepäckabteil, das dann sehr bewusst bepackt werden will. Die Laderaumabdeckung, ein sehr massives Element mit integrierten Einkaufskörben (sehr praktisch, als Sonderausstattung!), nimmt doch ein wenig wertvollen Platz weg. Aber mit ein bisschen Hin- und Herschieben passt auch das Gepäck für sechs Leute ins Abteil.
Mehr Platz gibt es für die Passagiere. Über jeden Zweifel erhaben sitzen Fahrer und Beifahrer vorne. Die Sitze, in unserem Fall elektrisch verstellbar, heiz- und klimatisierbar, mit Lordosenstützen, vermitteln gleich beim ersten Kontakt Komfort und Bequemlichkeit. Aber auch die Fondpassagiere müssen nicht darben. Die zwei Einzelsitze in der zweiten Reihe lassen sich in bzw. entgegen der Fahrtrichtung drehen. So können sich die Hinterbänkler gegenübersitzen und ins Gesicht schauen (sofern es ihnen beim Rückwärtsfahren nicht schlecht wird). Der Zustieg erfolgt über zwei elektrisch betriebene Schiebetüren, selbst das Krabbeln in die letze Reihe gelingt recht gut. Dank ausgeklügelter Klappmechanismen macht die zweite Sitzreihe zum Einstieg genügend Platz.
Nachdem alle ihren Platz gefunden und es sich häuslich eingerichtet haben, geht die Fahrt los. Dank flotten 190 PS und kräftigen 440 Nm Drehmoment aus dem 250er Selbstzünder tritt der Van ordentlich an. Im Stadtverkehr verrichten die leichtgängige Lenkung und der Totwinkelwarner ihre Arbeit sehr ordentlich. Jetzt geht es auf die Autobahn. Dort ist der Kleinbus dann auch in seinem Element. Bei Richtgeschwindigkeit 130 km/h schnurrt der Diesel leise vor sich hin. Auch Windgeräusche sind kaum wahrnehmbar. Bei höherem Tempo wird der Motor etwas vernehmlicher, aber nie wirklich störend. So, jetzt geht es an die Assistenzsysteme. Der Abstandstempomat lässt sich einfach bedienen, seine Bremsfunktion ist tadellos. Auch auf der Autobahn hilft der Totwinkelwarner sehr zuverlässig. Ebenso gute Unterstützung bietet der Spurhalteassistent, vor allem natürlich in engeren Baustellen. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis: Für das Paket mit Spurhalte- und Totwinkelassistenten, dem Kollisionswarner sowie dem Pre-Safe-System, sind zwischen gut 400 und knapp 1.500 Euro fällig, je nach Ausstattung des Wagens. Serienmäßig ist das Paket in der Avantgarde- und Exclusive-Edition, die wir zur Verfügung hatten. Ein absoluter Komfort- und Sicherheitsknaller ist die 360-Grad-Kamera mit Einparkhilfe. Hier hat man wirklich alles im Blick. Die Einparkhilfe haben wir nicht ausprobiert, wir wissen aber, dass sie in der Regel zuverlässig einparkt.
Noch ein paar Worte zu den Sicherheitsausstattungen, auf die wir als Verband der Motorjournalisten besonders schauen. Hier ist die V-Klasse auf hohem Niveau. Neben den erwähnten Assistenzsystemen sowie dem Pre-Safe-System (nicht in allen Versionen Serie), das bei einem drohenden Unfall Vorsichtsmaßnahmen trifft, verfügt das Auto serienmäßig über den Seitenwindassistenten, der bei einer plötzlicher Böe das Auto in der Spur hält, sowie über Window- und Sidebags. Und sogar im Euro NCAP Test hat die V-Klasse mit fünf Sternen sehr gut abgeschnitten.
Wer in der Avantgarde- oder Exclusive-Version unterwegs sein darf, hat natürlich auch Komfort vom Feinsten. Weiche Ledersitze, Nappaausführung im Exclusive, Panoramadach – ebenfalls dort Serie, sowie klimatisierte Sitze für alle Mitfahrer, machen das Reisen zusätzlich zum Vergnügen. Gute Arbeit leistet auch die Klimaanlage, selbst in der dritten Reihe war die Luft nie dick.
Das Vergnügen, eine V-Klasse avantgardistisch oder exklusiv fahren zu dürfen, hat aber auch seinen Preis: für die Avantgarde-Version mit zusätzlicher elektrischer Hecklappe, Fahrassistenzpaket, dem großen Navi mit Verkehrszeichenerkennung, den hervorragenden LED-Scheinwerfern (inklusive intelligentem Lichtsystem ILS) und den Ledersitzen sind 61.749 Euro fällig. Noch exklusiver und teurer ist natürlich die Exclusive-Edition mit Panoramadach, Abstandstempomat, Standheizung und Nappaleder für 78.040 Euro. Hier hat man dann aber ein komplett ausgestattetes Fahrzeug, das eigentlich keine Wünsche mehr offen lässt und durchaus Oberklasse-Feeling vermittelt.
Und der Verbrauch? Der lag mit rund 7,7 Liter Diesel bei überwiegend Autobahnfahrt, sechs Personen und Gepäck, im wirklich moderaten Bereich.
Wirklich keine Wünsche offen? Na ja, wer dann nochmals gut 4.000 Euro draufpackt, bekommt noch den Allradantrieb 4matic dazu. Der perfektioniert das Auto schließlich. (bic)
Fotos: Daimler