//Retro Classics in Stuttgart – back to the roots

Retro Classics in Stuttgart – back to the roots

Mit einer hervorragenden Bilanz endete in den Messehallen auf den Fildern die 18. Auflage der beliebten Oldtimermesse ‚Retro Classics‘. Rund 87.000 Besucher strömten während der vier Messetage vom 22. bis 25. März durch die Hallen und machten sich ein neues Bild der alten Automobilszene.

Veranstalter Karl Ulrich Herrmann sprach von der ‚weltweit größten Oldtimermesse‘ mit traumhaften Automobillegenden aus aller Herren Länder und machte mit blumigen Worten den anwesenden Gästen bei der Eröffnungspressekonferenz die diesjährige Retro Classics äußerst schmackhaft. Ferner lud der quirlige Businessmann Liebhaber antiker Automobile mit schönen Kurven und heißen Motoren herzlich ein, in die 2018er-Oldtimer-Saison auf der Filderhochfläche zu starten.

Wir beschränken uns auf Grund des gigantischen Angebots auf die Rundgänge durch die interessantesten Hallen. Was der Begriff „Porsche Effekt“ uns sagen wollte, erkannte man in der Halle 4. Vor siebzig Jahren, genau am 8. Juni 1948 ließ Ferry Porsche seinen Nr.1-Roadster zu. Es handelte sich um den ersten Wagen, der den Namen Porsche trug. Dieser erste Porsche war leider nicht präsent. Die Museumsleitung aber zeigte einen 356 Speedster von 1955, den legendären Typ 961 (Bj.1986), den 961 IMSA-GTX, als eine modifizierte Rennversion und Weiterentwicklung des Typs 959. Mit dem 911 turbo von 1998 und einem 944 turbo Cabrio wurde das vergangene Jahrhundert abgeschlossen. Der 911 GT2 RS des Produktionsjahres 2018 trug den Namen „Porsche Experience“. Im wahrsten Sinn des Wortes dokumentiert sich mit diesem Fahrzeug die außerordentliche Erfahrung der Sportwagenschmiede aus Zuffenhausen. Für den Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume, spiegeln sich bereits in dem Prototyp von 1948 „alle Werte wider, welche die Marke bis heute prägen“. Anlässlich einer Autogrammstunde sorgten Rallyeweltmeister Walter Röhrl (71) zusammen mit Hans Herrmann (90), dem Grandseigneur der Rennfahrer, sowie den beiden Porsche-Werksfahrern Dirk Werner und Marc Lieb für eine nicht enden wollende Menschenschlange. Keiner des Quartetts war sich zu schade, seine Signatur nicht nur auf Fotos, Zeitungen und Karten, sondern auf jeglicher Art von mitgebrachten Memorabilien zu verewigen.

Unter diesen Renn-Assen fehlte lediglich „Mister Porsche Cup“ Roland Asch, als mehrfacher Porsche 944 Cup- und Carrera Cup-Sieger vom damaligen Rennteam „Strähle Autosport“. Der Schwabe, trug heuer als ehemaliger DTM-Fahrer und heutiger Markenbotschafter von Mercedes-Benz bei der Retro Classics den Stern auf seinem Hemd. Auch der Altinger, mittlerweile schon als Rennurgestein betitelt, genoss bei seinen Autogrammstunden den Ruhm der vergangenen Jahre – aber heute noch sehr präsenten Zeit. In der neu geschaffenen Halle 10 der Messe, war die Mercedes Historie mit all den mannigfachen Mercedes-Benz-Clubs, deren Gruppierungen je nach Mercedes-Benz Baureihen und Autotypen sich rekrutierten. In der vermeintlichen Mercedes-Halle trafen sich neben den Freunden des Sterns auch ehemalige Mitarbeiter aus dem Entwicklungsbereich. Am Osteingang zur Messe sicherten sich die Museumsleute aus Untertürkheim mit dem legendären Rennwagen des Typs W 25 das erste Highlight der historischen Rennszene. Ferner erlebte die Markengeschichte mit den 50 Jahren des sogenannten „Strich Acht“ aus der Mittelklasse der späten 1960er Jahre eine Renaissance.

Günther Irmscher, der Geschäftsführer der Irmscher Gruppe, feierte in der direkten Nachbarschaft von Mercedes-Benz „50 Jahre Irmscher“ und konnte neben seinen früheren Renn- und Rallyefahrern viele Besucher begrüßen.

Für viele Kollegen unseres Verband der Motorjournalisten war die Retro Classics eine willkommene Gelegenheit, nicht nur über diese faszinierenden Autos zu schreiben, sondern auch ihren Wissenshorizont der historischen Fortbewegungsmittel zu erweitern.

Ein Wermutstropfen bleibt. Parallel zur äußerst beliebten Retro Classics-Messe auf den Fildern wurde auch die Techno Classica in Essen veranstaltet. Und so manche große und dem Genre klassischer Fahrzeuge verbundene Firma oder Institution aus dem Ländle, investierte leider nur an einem Messestandort in einen Auftritt. Darf man hierbei schon von einem Nord-Süd-Gefälle des Messewesens sprechen? Oder verbirgt sich dahinter eine Art von Balzverhalten der Veranstalter . . . .

Text & Fotos: Dirk Strähle und Eberhard Strähle (VdM)